Dr. Pataks Patienten-Knigge

Die ultimative Gebrauchsanweisung für Patienten, die wissen, was ihnen zusteht.

Vorwort

Sie kennen es, das primadonnenhafte Gehabe jener Ärzte, die versäumt haben, dass das Zeitalter der ‚Halbgötter in Weiß‘ so tot ist wie der Dodo. Doch die Zeiten der akademischen Arroganz und des fetten Geldbeutels ist für die Kurpfuscher vorbei. Der moderne Patient kennt seine Rechte und sollte nicht davor zurückscheuen, diese auf Biegen und Brechen einzufordern. Wie das geht, erfahren Sie hier:

 

  • Wechseln Sie so oft wie möglich den Hausarzt und Ihre Spezialisten. Vertrauensverhältnis hin oder her, auch Bankexperten empfehlen schließlich eine Risikoverteilung. Statistisch gesehen senken Sie damit das nicht unerhebliche Risiko, jahrelang von ein und demselben Quacksalber falsch behandelt zu werden.

 

  • Bringen Sie Stimmung ins Wartezimmer. Erzählen Sie den anderen Patienten lauthals von den Patzern Ihres Arztes und wie oft Sie ihn bereits hätten verklagen kö

 

  • Kommen Sie auf keinen Fall pünktlich zum vereinbarten Termin. Ärzte lassen einen ohnehin immer warten, warum sollten Sie nicht das gleiche Recht in Anspruch nehmen?

 

  • Sparen Sie sich die Mühe, frisch geduscht und in sauberer Kleidung zum Termin zu erscheinen. Ärzte sind, was Körpergerüche betrifft, sowieso abgestumpft. Zudem bringt die individuelle Note unserer Körperflüssigkeiten (Achselschweiß, Mundgeruch etc.) genauso wie Klamotten, die nach Dönerbude miefen, etwas Abwechslung in den sterilen Praxisalltag, was die Ärzte schätzen. Übermäßige Reinlichkeit könnte bei Ihrem Arzt zudem den Verdacht aufbringen, dass Sie an einer Sauberkeits-Neurose leiden.

 

  • Plagen Sie sich um Gottes Willen nicht mit den komplizierten Namen Ihrer Pillen und Tabletten herum! Beschreibungen wie „die kleine, weiße, runde“ reichen, um Ihrem Arzt einen groben Überblick Ihrer Medikamente zu vermitteln. Wenn ihm solche Angaben nicht reichen, sollten Sie unbedingt seine Kompetenz in Frage stellen. Schließlich ist er der Arzt, nicht Sie!

 

  • Unterbrechen Sie Ihren Arzt, sooft Sie können: Sie riskieren sonst, dass er sich in endlose Reden ergießt und Sie mit medizinischem Fachjargon zu Tode quasselt. Und dies auf Ihre Kosten!

 

  • Egal, wofür Sie einen Termin verlangen, vergessen Sie nie: Sie sind ein Notfall! Ob Sie seit einer Woche an einer einseitig verstopften Nase oder seit fünf Jahren an einer Warze leiden: Sie haben ein Recht darauf, dass man Sie ernst nimmt und sich sofort um Sie kümmert!

 

  • Misstrauen Sie grundsätzlich jeder Diagnose, die Ihr Arzt stellt: statistisch gesehen finden Sie auf Google jederzeit 1000 alternative Diagnosen, und schließlich hat Google eine Trillion mal mehr Wissen gespeichert als jeder Arzt.

 

  • Zeigen Sie Ihrem Arzt, dass Sie ihm dank Internet und Gesundheits-Magazinen jederzeit das Wasser reichen können, was medizinisches Wissen betrifft. Lassen Sie ihn spüren, dass seine Diplome Sie nicht beeindrucken und Sie ihm mit gesunder Skepsis gegenübersitzen. Nur so wird er sich wirklich Mühe geben.

 

  • Auch wenn Sie nur einen viertelstündigen Termin gebucht haben, erzählen Sie Ihrem Arzt unbedingt aus Ihrem Privatleben. Selbst wenn er gestresst erscheint und ständig auf die Uhr schaut – in Wahrheit bereichert es seinen farblosen Ärzte-Alltag, wenn Sie ihm von Ihrem Papagei, Ihrer Tante Adelgund und von Ihrem letzten Urlaub auf Sylt erzählen. Würzen Sie das Gespräch mit Flachwitzen und Anekdoten, und Ihr Arzt wird Sie bald zu seinem Lieblingspatienten ernennen.

 

  • Falls Sie kleine Kinder haben, nehmen Sie diese in die Praxis mit. Sowohl Ihre Mitpatienten im Wartezimmer wie auch Ihr Arzt haben stets Spaß an einem kleinen Dschingis Khan, der das Wartezimmer aufmischt, oder an einer niedlichen Heulboje, die die kühle Praxis-Stille mit etwas Lebendigkeit durchbricht.

 

  • Zahlen Sie Ihre Rechnung nicht zu früh. Lassen Sie sich stets ein paar Monate Zeit, um zu prüfen, ob die Therapie Ihres Arztes wirklich nachhaltig ist. Erst, wenn Sie mindestens drei bis sechs Monate nach der Behandlung immer noch gesund und in Topform sind, ist Ihr Arzt sein (sowieso überrissenes) Honorar

 

  • Falls Sie zu jenen Damen reiferen Alters gehören, die vierzehn Schichten Kleider und Unterwäsche tragen, schämen Sie sich nicht, wenn es eben ein wenig länger dauert, bis Ihr Arzt Sie endlich untersuchen kann: schließlich gehört gegen den Nordwind isolierende Kleidung zur Gesundheitsprophylaxe und ein Korsett zum Kulturerbe. Zudem bringen all die Textilien etwas Farbe in das von klinischem Weiß geprägte Leben Ihres Arztes.

 

  • Falls Sie schwerhörig sind, machen Sie sich keine Gedanken, wenn Sie Ihr Hörgerät nicht zur Konsultation mitnehmen mö Schließlich tut es der Stimme Ihres Arztes gut, wenn er diese zwischendurch bis zur Grenze ausreizen muss.

 

  • Erzählen Sie Ihrem Arzt, wie viele „echte Spezialisten“, Naturheilpraktiker und Wunderheiler Sie regelmäßig konsultieren. Machen Sie ihm klar, dass Sie ein medizinischer Profi und kein blutiger Anfänger im Gesundheits-Business sind. Das Wissen um die Konkurrenz wird Ihren Arzt erst zu Höchstleistungen anstacheln!

 

  • Scheuen Sie sich nicht, vor Ihrem Arzt röchelnd in die Hand zu husten und ihm diese danach zum Abschied zu reichen. Auch Ärzte müssen Ihr Immunsystem trainieren und zudem lernen, ihren Ekel zu überwinden. Geben Sie ihm dazu Gelegenheit.

 

  • Zeigen Sie Zivilcourage. Kommunizieren Sie Ihrem Arzt klipp und klar, in welchen Fällen er Sie nicht optimal behandelt oder gar völlig versagt hat. Lob sollten Sie meiden, weil Ihr Arzt dadurch arrogant und berufsblind werden kö Vor allem bei chronischen Krankheiten ist es sinnvoll, ihn regelmäßig daran zu erinnern, wie enttäuscht Sie sind, dass er es nicht schafft, Sie zu heilen.

 

  • Vorsicht: viele Ärzte verstecken Ihre Inkompetenz hinter Binsenwahrheiten und abgedroschenen Ratschlägen. Wenn Ihr Arzt Ihnen z.B. rät, weniger zu Rauchen und mehr Sport zu treiben, bedeutet dies im Klartext nur, dass er keine Ahnung hat, wie man eine chronische Raucherlunge erfolgreich behandelt. Suchen Sie sich unverzüglich einen neuen Hausarzt.

 

  • Achten Sie auf das Auto, das Ihr Arzt fährt. Die Faustregel lautet: der Wagen Ihres Arztes darf weder zu günstig noch zu teuer sein. Ärzte, die einen Smart, Fiat Panda oder Skoda fahren, tun dies notgedrungen, weil sie medizinische Nieten sind und ihnen die Patienten davonlaufen. Ärzte hingegen, die einen Ferrari, Bugatti oder Tesla fahren, sind skrupellose Abzocker und Halsabschneider. Mit Volvo und VW sollten Sie einigermaßen richtig liegen.

 

  • Achten Sie darauf, ob Ihr Arzt eine Fahne hat. Wie die Boulevardpresse immer wieder betont, sind beunruhigend viele Ärzte Alkoholiker. Ärzte ohne Alkoholausdünstung hingegen gehören oft in die Gruppe der Tablettensüchtigen.

 

  • Auch die Mimik Ihres Arztes sagt viel über ihn aus. Wenn er Ihnen kaum in die Augen schaut, dafür ständig Notizen macht, interessiert er sich eventuell gar nicht richtig für Ihre Krankheit, sondern nur für sein Honorar. Wenn er Ihnen andererseits ständig in die Augen starrt, könnte das eine plumpe Form der Anmache sein. Viele Ärzte sind notorische Schürzenjäger, die sich keinen Deut um Ethik scheren. Eine vorsorgliche Klage kann nie schaden.

 

  • Achten Sie auf die Vergabe von Terminen. Ärzte, die Sie nach jeder Konsultation zu einem Kontrolltermin nötigen, haben es in erster Linie auf Ihre Brieftasche abgesehen und melken Sie wie eine Kuh. Das andere Extrem sind diejenigen Ärzte, die nicht spontan auf die Idee kommen, Ihnen einen Folgetermin zu offerieren. Diesen Quacksalbern sind Sie und Ihre Gesundheit schlichtweg egal, also schnell den Arzt wechseln!

 

  • Die meisten Ärzte beginnen die Konsultation mit Floskeln im Stil von „Wie geht es Ihnen?“ Erzählen Sie Ihrem Arzt, dass Sie seit fünf Minuten vernichtende Schmerzen in der Brust verspüren, oder dass Sie einen Amoklauf mit anschließendem Selbstmord planen. Nur so finden Sie heraus, ob er Ihnen überhaupt richtig zuhö

 

  • Prüfen Sie das Trivial-Wissen Ihres Arztes! Weiß er zum Beispiel, was Morgellons sind? Kann er Ihnen garantieren, dass Ihr juckender Ausschlag wirklich etwas Harmloses ist und nicht ein heimtückischer Befall durch parasitische, außerirdische Fasern, deren Existenz die Ärzteschaft stur verleugnet?

 

  • Selbstschutz geht vor: Analysieren Sie den Charakter Ihres Arztes, indem Sie ihn stalken. Verfolgen Sie ihn, wenn er mit der Familie in den Park geht, spionieren Sie ihn über Facebook und Instagram aus, befragen Sie die anderen Patienten im Warteraum. Wer sagt, dass Ihr Arzt kein wahnsinniger Axtmörder ist? Stirnfalten, eine Hornbrille und ein gruseliges Dauerlächeln können auf Sadismus hindeuten. Denken Sie daran, Josef Mengele war auch Arzt.

 

  • Bevor Ihr Arzt Ihnen eine Spritze oder eine ähnlich gefährliche Therapie zumutet, tun Sie gut daran, ihn an die Genfer Konventionen zu erinnern, die klar besagen, dass jede Art von willkürlicher Folterung eine Straftat ist und durch den obersten Gerichtshof in Den Haag geahndet werden kann.

 

  • Achten Sie auf geheime Flirt-Zeichen zwischen Ihrem Arzt und seiner Sprechstundenhilfe. Sobald Sie deutliche Hinweise auf eine außereheliche Beziehung finden, haben Sie ein ausgezeichnetes Druckmittel in der Hand, um sich beim Herrn Doktor für alle Zeiten eine VIP-Behandlung zu sichern. Benutzen Sie Ihre Handy-Kamera, um kompromittierendes Material zu sammeln.

(YP – 2020)

 

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Cyber Liebe – ein Corona-Gedicht?

Immer wieder stosse ich auf Zeilen, die ich vor Jahren oder gar Urzeiten geschrieben – und wieder vergessen habe. Gedichte, Kurzgeschichten, oft nur vage Notizen. Kürzlich stolperte ich über ein Gedicht, dass ich im Jahr 2006 schrieb, vermutlich inspiriert von der zunehmenden Verlagerung von der „gelebten Liebe“ (wie ich und die anderen Dinosaurier meines Jahrgangs sie noch kannten) ins Internet, in die anonym-sterile Welt des Cyber-Space.  

Interessanterweise passt das Gedicht ganz gut zum aktuellen Zeitgeist der Corona-Pandemie: die keimfreie Liebe in der Ära des Social Distancing.

 

Cyber-Liebe

Aids, Herpes oder Syphilis –

Tot ist die Lust am echten Kuss.

Verschmilz mit mir, doch nicht im Bett:

Wir lieben uns im Internet!

Ich bin so heiss, du bist so geil,

Und zwischen uns: der Cyber-Keil.

Berühr mich und verführe mich,

Vom Swinger-Club zum Profi-Strich –

Doch nur in meiner Phantasie,

Berühren werden wir uns nie.

Es macht uns sicher, dieses Spiel:

So sauber, keimfrei und steril.

Und ist dein Mund noch so bereit,

Wir bleiben Single – auch zu zweit.

So chat mit mir, mein Cherubim,

Bist du auch bloss ein Pseudonym.

 

(YP – 2006)

 

Bild: Alexander Sinn, Unsplash.com

 

 

Unser Leben ist oft hart und stressig. Wen überrascht’s, dass wir uns gerne zwischendurch belohnen, am liebsten täglich: Ein Glas Wein, ein Stück Torte, Netflix and Chill, eine neue Handtasche, der langersehnte Urlaub auf den Malediven. 

Instant Satisfaction

Doch kennen Sie den Marshmallow Test? Diesen ebenso simplen wie ominösen Test, der so unheimlich viel über unsere Möglichkeiten und den Verlauf unseres Lebens aussagt? Falls Sie ihn nicht kennen, stecken Sie vielleicht bereits in der Kuschelfalle. 

Wir lieben Belohnungen. Im Fastfood-Zeitalter verlangen wir ‚Instant Satisfaction‘, die sofortige Befriedigung oder Belohnung, möglichst ohne Anstrengung. Dass dieses Verhalten uns keine Lorbeeren bringt, haben die meisten erkannt, nur ist es so verflixt anstrengend, es zu ändern. 

In der Psychologie gibt es den Begriff Belohnungsaufschub. Man verzichtet auf eine kleine, sofortige Belohnung, um irgendwann in der Zukunft eine grössere zu erhalten. Dies bedingt Warten oder Anstrengung, oft beides. 

Belohnungsaufschub

1960 führte der Psychologe Walter Mischel ein Experiment durch, das Weltrum erlangte. Bekannt wurde es als Marshmallow-Test. Etwa fünfhundert Mädchen und Jungs von vier Jahren erhielten einen Marshmallow vorgesetzt und durften wählen: entweder konnten sie das süsse Gummiding sofort essen, oder aber eine Viertelstunde warten, um dann zwei davon zu bekommen. 

Was für ein Stress das Warten für die Kleinen war, zeigt sich in diesem Video: 

https://www.youtube.com/watch?v=QX_oy9614HQ

Insgesamt schaffte es nur jedes fünfte Kind, auf den zweiten Marshmallow zu warten. 

Der Lohn der Qual

Nun folgt der spannende Teil: Jahrzehnte später suchte das Marshmallow-Team alle Kinder auf, die damals beim Test mitmachten. Erstaunlicherweise zeigten diejenigen Kinder, die als Vierjährige warten konnten, deutlich bessere akademische Karrieren als die anderen, sowie verschiedene positive Persönlichkeitseigenschaften, die sie von den anderen abhoben. Insgesamt schienen sie sogar allgemein zufriedener im Leben zu sein und bessere Ehen/Partnerschaften zu führen. 

Es geht bei diesem Test also um Belohnungskontrolle, oft gleichgesetzt mit Impulskontrolle oder Selbstdisziplin.

Doch was ist nun das Fazit? Natürlich könnte man spekulieren, dass da auch genetische Faktoren im Spiel sind. Doch nüchtern betrachtet bleibt die eine Erkenntnis: Von allen Eigenschaften, die wir beim Spiel des Lebens mitbringen, scheint – neben Intelligenz, Talent, sozialem Hintergrund etc. – eine die Joker-Karte zu sein: DISZIPLIN!

Zur Disziplin gehört unweigerlich eine gewisse Frusttoleranz: Die Fähigkeit, frustrierende Situationen beim Erreichen eines angestrebten Ziels zu ertragen. Daher kommen wohl auch all die wenig beliebten Evergreen-Sprüche wie „Was dich nicht umbringt, macht dich stark“, „Von nichts kommt nichts“, „Ohne Fleiss kein Preis“, „Per Aspera ad Astra“ und so weiter. 

In meinem Praxisalltag, bei Psychotherapie und Coaching, geht es immer um Veränderung – um eine Entwicklung, die uns letztlich eine bessere Lebensqualität bringt. Jede Veränderung braucht Energie. Disziplin ist eine Form von Energie, und vermutlich diejenige, die unser Lebensglück am nachhaltigsten beeinflusst. In einem Zeitalter, in dem wir von Möglichkeiten und Erwartungen überflutet werden, ist es oft schwierig, diese begrenzte Energieform gezielt einzusetzen. Die pragmatischste Formel ist deshalb, sich wenige, konkrete Ziele zu setzen – und täglich mit Disziplin daran zu arbeiten. Sich mit dem Marshmallow-Test vor Augen täglich daran zu erinnern, dass sich der Aufwand lohnt, und dass Disziplin erstens erlernbar ist, und zweitens das ganze Leben zum Besseren verändern kann. Und weil das noch nicht allzu verlockend klingt, braucht es das richtige Motto dazu:

The harder the battle, the sweeter the victory!

(Auf Deutsch: Je grösser die Herausforderung, desto süsser der Sieg!

(Foto: Leon Contreras, Unsplash)

In der Geschichte gibt es Zufälle, bei denen sich einem die Nackenhaare sträuben. Zufälle, die Stoff für Romane wären!
Natürlich gibt es im Netz haufenweise fake news dazu, getürkte Storys — doch einige davon lassen sich zweifelsfrei überprüfen und erstaunen die Gemüter. Hier ein paar Beispiele:

Die Vorhersage des Mark Twain

1909 sagte der grosse Schriftsteller: „1835 kam ich mit dem Halley-Komet zur Welt; nächstes Jahr soll er wieder kommen, und ich erwarte, dass ich mit ihm gehen werde. Es wäre die grösste Enttäuschung meines Lebens, wenn ich diese Welt nicht mit dem Halley’schen Kometen verlassen würde.“
Mark Twain starb am 21. April 1910 an einem Herzinfarkt — einen Tag nach der grössten Annäherung des Kometen an die Erde.

Bild: Portrait von 1898 von Twain, vom italienischen Maler Ignace Spiridon

Die getrennten Zwillinge

Ein Paar von männlichen Zwillingen wurde in Ohio (USA) bei der Geburt getrennt, und beide wuchsen auf, ohne etwas vom jeweiligen Zwillingsbruder zu ahnen. Im Alter von 39 Jahren begegneten und erkannten sie sich zufällig. Rückblickend finden sich erstaunliche Ähnlichkeiten in ihren Lebensläufen, und ich persönlich ziehe vor der Genetik (oder dem Schicksal?) meinen Hut:
Beide wurde nach ihrer Adoption James genannt.
Beide wurden Polizisten.
Beide heirateten Frauen namens Linda.
Beide hatten einen Sohn, die Söhne hiessen James Allan und James Alan.
Beide hatten einen Hund namens Toy.
Beide Männer liessen sich scheiden, und beide heirateten erneut, beide fanden eine neue Ehefrau namens Betty.

Image : James E. Lewis, from left, Lucille Cheney (mother of Lewis) and James A. Springer pose for a photo in 1979 after they were reunited after 39 years of separation. They held an open house to introduce the families.

Die Zeitmaschine des Edgar Allan Poe

Zumindest munkeln gewisse Leute, dass Poe über eine solche verfügt haben muss — wie sonst hätte er ein Ereignis beinahe ein halbes Jahrhundert im Voraus vorhersehen können?
In seinem 1838 veröffentlichten Roman „Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym“ beschreibt der Schriftsteller, wie vier Matrosen, die den Untergang ihres Schiffs überleben, sich gezwungen sehen, einen bedauernswerten Schiffsjungen zu verzehren, um nicht zu verhungern. Dieser Schiffsjunge hiess Richard Parker.

Foto: Library of America

Obwohl Poe behauptete, die Geschichte basiere auf wahren Begebenheiten, ist das nicht wahr. Doch 1884, sechsundvierzig Jahre später, versank wirklich ein Schiff namens The Mignonette auf der Überfahrt von England nach Australien, und die überlebende Crew sah sich gezwungen, einen Schiffsjungen zu essen. Der Schiffsjunge hiess — wer hätte es geahnt? — Richard Parker …

Miss Unsinkbar

Je nach Blickwinkel war Miss Violet Jessup entweder ein wahrer Glückspilz — oder ein echt schlechtes Omen. Die Stewardess und Krankenschwester war an Bord der HMS Oympic, als diese mit der HMS Hawke kollidierte.
Später war sie auf der HMHS Britannic als diese sank, nachdem sie auf eine Seemine traf.
Und sie reiste mit der RMS Titanic, dem „unsinkbaren Schiff“, als dieses mit dem Eisberg zusammenprallte und unterging. Kein Wunder wurde die Frau später als „Miss Unsinkbar“ bekannt …

Bild : Show Notes: Violet Jessop

Adolf Hitler und Napoleon Bonaparte

Adolf Hitler wurde 129 Jahre nach Napoleon geboren. Hitlers Aufstieg zur Macht fand 129 nach demjenigen Napoleons statt. Er fiel 129 nach Napoleon über Russland her, und er wurde 129 Jahre nach Napoleon geschlagen.

Bild : All That Interesting

Titanic

Vierzehn Jahre vor dem Untergang der Titanic beschrieb der Schriftsteller Morgan Robertson 1898 in seinem Roman „Futility“ ein Schiff namens Titan — ein Schiff, das (wie die Titanic) als unsinkbar bezeichnet wurde. Beide Schiffe hatten zu wenig Rettungsboote, und beide kollidierten im Nord-Atlantik mit einem Eisberg.

Image: The writer who described the sinking of the Titanic.

PatakBooks proudly presents:

Mein Mystery Thriller DER SCREENER (Band 1) hat soeben als Hörbuch das Licht der Audio-Welt erblickt!

Mit René Wagner konnte ich einen renommierten Hörbuch-Sprecher gewinnen, der es versteht, die Spannung des Thrillers ins Ohr der HörerInnen zu träufeln: „Gänsehaut fürs Trommelfell!“

Anbei die Hörprobe:

Auf folgenden Plattformen kann man das Hörbuch bereits kaufen, bei Amazon und Audible ist es in ca. drei Wochen soweit:

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID146988327.html

https://www.weltbild.de/artikel/hoerbuch-download/der-screener_27115561-1?rd=1

https://www.buecher.de/shop/hoerbuecher/der-screener-mp3-download/patak-yves/products_products/detail/prod_id/58606056/

https://www.bookbeat.de/buch/der-screener-203740

https://itunes.apple.com/de/audiobook/id1497510425

https://www.audiamo.de/?bookwire=4064066271817

https://www.claudio.de/der-screener-yves-patak-919634

https://www.ebook.de/de/product/38585824/yves_patak_der_screener.html

https://www.hugendubel.de/de/hoerbuch_download/yves_patak-der_screener-38585824-produkt-details.html

https://sofortwelten.buchhandlung.de/shop/quickSearch?searchString=4064066271817

Taucht ein in die düstere Unterwelt New Yorks und in den zwielichtigen Dschungel Jamaikas – aber Vorsicht: es ist eine Reise ohne Rückkehr!

Der Winter hat uns fest im Griff, die Sonne verblasst zu einer fernen Erinnerung, und wir hoffen auf ein baldiges Ende des Frostes, auf einen herzerwärmenden Frühling — nun ja, ich zumindest tue das, wäre ich doch lieber in den Tropen geboren…

Wir hoffen.

Ein Satz, der nachdenklich stimmt. In meiner Tätigkeit als Lebensberater und Coach versuche ich tagtäglich, meinen KlientInnen Hoffnung zu spenden, ihnen neue, „hoffnungsvolle“ Wege zu zeigen, Probleme aufzulösen.

In meinem Alter Ego-Leben als Schriftsteller schreibe ich mit Wonne über jene Dinge, die uns das Gruseln lehren, die in uns …

[emaillocker id=1313]… den Appetit auf Fingernägelkauen und Fluchtgedanken wecken. Wie passt das zusammen?

Yves Patak Schriftsteller www.PatakBooks.com Pataks Schatzkiste Glaube und Angst

Im Alltag suchen wir Sicherheit. Gerade wir Schweizer kriegen von dieser schon fast eine Überdosis, sind wir doch das Land der Versicherungen und des Überwohlstands. Kann es sein, dass ausgerechnet diese Elemente in uns den Neandertaler wecken, jene Urgene, die erst so richtig in Fahrt kommen, wenn der Säbelzahntiger angreift, wenn das Adrenalin fließt?

So sehr ich mich auf spirituelle und philosophische Themen einschwingen kann: der Kick, den die (kontrollierte) Angst bringt, lässt sich nicht bestreiten. Oder kennen Sie jemanden, der weder Nachrichten konsumiert (die bekanntlich so ziemlich nur das Negative aufzeigen), noch Krimis liest oder schaut, noch dem Bungie-Jumping frönt oder sonst „gefährliche“ Hobbys hat? Klar, in Büchern und Filmen ist die Gefahr relativ oder fiktiv … aber macht nicht genau dieser Umstand diese „kontrollierte Angst“ so unwiderstehlich?

Angst kann uns schützen, sagen viele. Somit kann es nicht schaden, uns mit der Angst auseinanderzusetzen. Sie so gut kennenzulernen, dass sie uns nicht eiskalt aus dem toten Winkel erwischen kann. Und sobald wir sie kennen, sie akzeptieren, wenden wir uns lächelnd der Hoffnung zu. Der Hoffnung, dass das Kennenlernen der Angst überflüssig war.[/emaillocker]

Gruseliges Ypsilon

Kürzlich las ich auf Lovelybooks die lyrischen Worte jener geschätzten Mit-Autorin, die unsere Anthologie „Geträumte Welten“ aus der Wiege hob. Es ging dabei um den Buchstaben Ypsilon, und ihre Zeilen waren folgende (flüsternd zu lesen, wie eine magische Formel):  

Y wie… Ypsilon, du gebrochener, Geheimnisse webender Buchstabe. Dazu erschaffen, exotische wie magische Worte zu bekrönen. Yggdrasil, das Pferd des Schrecklichen. Yaksha, sich wandelnd in Gespenst, Wächter oder Dämon. Ymir, gewaltiger Riese aus dem Eis der Urwelt geformt. Yaxchilán, sagenhafte Schöne im Urwald versunken. Yazata!

Ein hinterhältiger Buchstabe

Als ich sie darauf ansprach, dass mir mein eigenes Ypsilon (in Yves) schon einige Fragen aufgeworfen hat, erläuterte sie mir folgendes: ‚Das Y ist eine wahre Königin des hinterhältigen Wortklangs. Lass dir dies nur mal auf der Zunge zergehen: Yasna, Yama, Yamen, Ylide, Yponomeutidae.

Und das verbirgt sich hinter dem Wohlklang: Opfer, Herrscher der Hölle, Zahntor, Gespinstmotten, reaktive Ammoniumverbindung.’

Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Ein Buchstabe also, der es in sich hat. Und vor allem ein Buchstabe, der mein Autoren-Motto „Dr. Jekyll und Mr. Hyde der Moderne“ auf unheimliche Weise widerspiegelt und erklärt, warum ich auf allen Ebenen ein Grenzgänger (oder Grenz-Übeschreiter) bin. Jekyll und Hyde – beides Namen, in denen ein Ypsilon schlummert – sind Archetypen der Gegensätze, des himmlischen und höllischen Prinzips, Yin und Yang (hey, schon wieder zwei Ypsilons!)

Ein alter Freund, der seine Tochter Maia nannte, erklärte mir, dass er Maia mit ‚i‘ wählte statt die Version mit ‚y‘, weil das Ypsilon zu viel Ambivalenz in sich trage, die Gefahr, von zwei Wegen den falschen zu wählen … ob meine Eltern wussten, was sie mir mit dem Namen Yves für einen köstlichen Fluch auferlegten?

Hier geht’s zum alles erleuchtenden Y-Artikel:

Ypsilon

Foto: „Der Turm“ aus dem Rider Waite Tarot, Künstlerin Pamela Colman Smith

Unnützes Wissen … gibt’s das?

Die meisten wissen es schon: als Affe (chinesisches Horoskop) und Schriftsteller stehe ich auf voll auf „unnützes Wissen.“ Doch was genau ist daran unnütz? Alles, was spannend ist, nützt mir: einerseits, weil es mein Gehirn stimuliert, anderseits, weil man viele dieser skurrilen Fakten irgendwo in einen Roman einbauen kann, um die LeserInnen zum Schmunzeln, Nachdenken oder Fingernägel-Kauen zu bringen.

Hier also ein paar Perlen: 

Nord Korea sitzt auf Mineralschätzen, die gut 6 bis 10 Trillionen Dollar wert sind, kann diese aber nicht fördern, weil die Technologie und Ausrüstung dazu fehlt.

Jesus

Weltweit stehen immer noch vierzehn Bäume, die bereits vor Jesus Christus’ Geburt lebten.

Wissenschaftler fanden heraus, dass das Huhn schliesslich doch vor dem Ei kam, denn die Eierschale enthält Proteine, die nur Hühner produzieren können. 

Menschliches Blut ist billiger als Druckertinte.

Die ‚Made in China‘-Kleber werden in Süd-Korea hergestellt. 

Queen

Queen Elizabeth arbeitete während des Zweiten Weltkriegs unter anderem als Mechanikerin. 

Man nimmt an, dass die berüchtigt unleserliche Handschrift der Ärzte jährlich für den Tod von 7000 Patienten verantwortlich ist. (Anmerkung: mein Apotheker meint, ich hätte für einen Arzt eine durchaus passable Handschrift …)

Sunadha Kumariratana, eine frühere Königin von Thailand, ertrank während ihr Volk dabei zusah, weil es verboten war, sie zu berühren. 

US-Präsident George Washington gab im Sommer 1790 200 Dollar für Eiscreme aus. Der heutige Gegenwert dafür beträgt ca. 5100 Dollar. 

Oberflächlich?

Die US-Amerikaner geben jährlich mehr Geld für Schönheit und Kleider aus als für Bildung. 

Russland und Japan haben immer noch kein Friedensabkommen unterzeichnet, in welchem sie deklarieren, dass der Zweite Weltkrieg beendet ist. 

(Foto: Alison Burrell, Pexels.com) 

Es ist immer wieder spannend, was gewisse Leute über sich selbst und Mitmenschen wissen oder zu wissen glauben. Hier wieder mal ein paar interessante Tipps und Tricks aus dem Land der psychologischen Merkwürdigkeiten.

Blickkontakt

Wenn du jemanden zum ersten Mal triffst, achte auf seine/ihre Augenfarbe. Vielleicht liegt es am leicht verlängerten Blickkontakt, jedenfalls wird dein Gegenüber darauf reagieren. 

Menschen sind sich ihres Berührungssinnes sehr bewusst. Wenn also jemand (sagen wir mal vom anderen Geschlecht) wie ‚zufällig‘ seine/ihre Hand auf deinem Knie ruhen lässt, dann ist das dieser Person absolut bewusst. 

Grinsen

Wenn du dein breitestes Grinsen aufsetzt, wirst du dich automatisch (und sofort) besser fühlen.

Um voller Energie in den Tag zu starten, kannst du sobald der Wecker klingelt ruckartig im Bett aufsitzen, die Faust ballen und „JA!!“ rufen.

Fussstellung

Achte auf die Fussstellung der Leute. Wenn du zu einer Gruppe stösst und sich dir alle mit dem Oberkörper zuwenden, aber die Füsse nicht bewegen, möchten sie nicht wirklich, dass du dazukommst. Andererseits kann es sein, dass dir jemand anscheinend zuhört, den Oberkörper zugewandt, aber die Füsse ‚zeigen‘ in eine ganz andere Richtung: dieser Mensch würde das Gespräch lieber beenden. 

Möchtest du jemanden dazu bringen, etwas für dich zu tun, hat es einen ‚bahnenden Effekt‘, die Person zuerst zu bitten, etwas Einfaches auszuführen. 

Wenn jemand dir einen Gefallen tut, tritt oft der Effekt der ‚kognitiven Dissonanz‘ ein: die Person denkt, dass sie dich mögen muss, weil sie dir ja einen Gefallen getan hat. 

Schweigen

Wenn du jemandem eine Frage stellst und die Person nur teilweise antwortet, warte ab: wenn du schweigst und den Blickkontakt aufrecht erhältst, wird die person normalweise weitersprechen.

Wenn du dich in eine Situation begibst, die dich nervös macht (wie Sprechen vor Publikum oder ein Rendezvous), kaue einen Kaugummi: Sobald wir essen, meldet unser Gehirn eine gewisse Entwarnung, da wir ja ‚nicht essen würden, wenn wir in Gefahr währen.‘

Der starre Blick

Wenn du dich auf einem Gehsteig voller Menschen vorwärts bewegst (z.B. am Times Square in New York), schaue den Menschen nicht in die Augen, sondern starr geradeaus, in deine Gehrichtung: die meisten Menschen erkennen das und gehen dir instinktiv aus dem Weg. 

Menschen erinnern sich weniger an das, was du ihnen gesagt hast, sondern an das Gefühl, das du in ihnen ausgelöst hast. 

Wenn du dich dazu bringen kannst, dich richtig auf die Menschen zu freuen, die du (z.B. an einer Party) triffst, werden die meisten ein ähnliches Gefühl erleben; falls nicht beim ersten Mal, dann mit grosser Wahrscheinlichkeit bei der nächsten Begegnung.

Rendezvous

Bei einem ersten Rendezvous ist es ein reizvoller Kniff, sein Gegenüber an einen anregenden Ort zu bringen (Pary, Kirmes mit Achterbahn etc.): die Person wird dann die angenehmen, anregenden Gefühle mit dem Date (also mit dir) in Verbindung bringen. 

Der Schlüssel zu einem guten, selbstbewussten Gefühl, wenn man einen Raum voller Menschen betritt, ist folgender: du stellst dir intensiv vor, dass dich in dem Raum bereits alle kennen und mögen. 

 

Wer sich ‚ganzheitlicher (oder holistischer) Lebensberater‘ nennt, nimmt ein grosses Wort in den Mund. Ich sehe diese Bezeichnung nicht als Werbe-Klischee, sondern als Versprechen an meine KlientInnen, in schwierigen und ‚hoffnungslosen‘ Fällen auch mal über den Tellerrand zu schauen und Ansätze auszuprobieren, die auf einen ersten Blick exotisch oder gar gefährlich wirken mögen.

LSD-Therapie

Eine dieser neuen Schienen ist die LSD-Therapie. Ja, richtig gelesen: Therapie. Die meisten kennen LSD aus der Hippie-Bewegung, wo die Droge (die eigentlich vor 75 Jahren als Medikament konzipiert worden war) massiv verteufelt wurde – wahrscheinlich nicht zuletzt aus politischen Gründen, weil die Flower-Power-Blumenkinder eine unwillkommene Schar von (Vietnam-)Kriegsgegnern waren.

Und ja, LSD ist nicht ohne: wie jedes Medikament hat es durchaus auch mögliche Nebenwirkungen.

Grosses Potenzial

Dennoch sind wir Schweizer momentan Vorreiter beim Versuch, das Medikament LSD als Therapeutikum endlich zu etablieren, denn offenbar hat es das Potenzial, Menschen mit Depressionen zu helfen – Menschen, die schon alles versucht haben und oft nur noch den Suizid als Ausweg sehen.  

LSD ist kein Wundermittel, das Depressionen oder Angst/Panikstörungen einfach wegwischt: Es ist viel mehr ein Katalysator, der eine Psychotherapie massiv vertiefen und nachhaltigere Veränderungen im Gehirn fördern kann. LSD und Psychotherapie gehören also zusammen. 

Nachdem ich nun eine Sondergenehmigung des BAG erhalten habe, habe ich in Zusammenarbeit mit Dr. Peter Gasser (einem der hocherfahrenen LSD-Pioniere) und Professor Mathias Liechti von der SÄPT) bereits mit meinen ersten Therapieversuchen begonnen – und diese sind vielversprechend. 

Wenn alles gut läuft, kann ich schon demnächst hier im Patak Blog über erste Erfahrungen berichten.  

Mein erstes Fazit hier schon mal im Voraus:

  1. Manchmal muss man die eigenen Scheuklappen abwerfen und Grenzen sprengen, um das Unwahrscheinliche zu erreichen.
  2. Vorurteile – sogar gegenüber Drogen – können auch Stolpersteine sein.
Photo by Pretty Drugthings on Unsplash

DER SCREENER – Teil 2

Nachdem ich meinen Mystery Thriller DER SCREENER – Teil 1 letztes Jahr komplett revidiert und ein völlig neues ‚Ende‘ konzipiert habe, fügen sich die Puzzle-Teile endlich zusammen: Desmond Parkers Odyssee geht nämlich weiter, und auch diesmal führt die Reise an Orte des Grauens und des Unheimlichen …

Anbei die exklusive erste Kostprobe für Schatzkiste-LeserInnen:

 

DER SCREENER – Teil 2

(Leseprobe)

 

JETZT

Eingesperrt

Blue Oak Forensic Clinic, Clifton,

New Jersey – Donnerstag, 13:22 Uhr

Desmond betritt das Kinderzimmer, und der Horror beginnt. Die Echtheit des Erlebens ist mörderisch. Unerträglich. Das Mobile mit dem Planetensystem an der Decke bewegt sich leicht im Luftzug, den das Öffnen der Tür verursacht hat. Auf dem blauen Teppichboden liegt eine Handpuppe von Kermit, dem Frosch – ein Spielzeug, mit dem Desmonds Vater in seiner Kindheit gern gespielt und das er für seine Kinder aufbewahrt hat.

Ich will das nicht sehen.

Wie von einem unsichtbaren, frostigen Wind vorwärtsgetrieben geht Desmond weiter und bleibt in der Mitte des Zimmers stehen. Die beiden Wiegen – solides Eichenholz, vom Vater selbst gezimmert – stehen in den Ecken des Raumes, neben dem Fenster, schaukeln langsam hin und her.

Ich will nicht …

Desmond atmet schneller, sein Herz pocht bis in seinen Hals. Alles in ihm schreit danach, auf dem Absatz kehrtzumachen und aus dem Zimmer zu fliehen, bevor das Unsägliche geschieht, das Unvermeidliche, doch er kann nicht. Seine Füße kleben auf dem Teppichboden.

Mit leicht geöffnetem Mund starrt er auf die hauchdünnen Schleier über den Wiegen. Schleier, die den Eltern den Anblick der beiden toten Babys ersparen sollen. Jasper kam ein Jahr nach Desmond zur Welt. Winston ein weiteres Jahr später. Beide starben wenige Tage nach ihrer Geburt am plötzlichen Kindstod.

Bitte … Desmonds Haut kribbelt, als strichen unsichtbare Spinnweben über sie. Lasst mich!

Wie in einem makabren Puppenspiel gleiten die Totenschleier von den Wiegen, und Desmond sieht seine beiden Brüder, sieht ihre blau angelaufenen Gesichter.

Starre Augen richten sich auf ihn.

Desmond.Jaspers winziger Babymund verzieht sich zu einem seelenlosen Lächeln. Du solltest tot sein, nicht wir …

 Wir werden dich holen, Desmond,bestätigt Winston. Schon bald.

Winzige Hände greifen nach dem Rand der Wiegen, und im Zeitlupentempo der Unvermeidlichkeit klettern die Säuglinge heraus. Desmond versucht zu schreien, aber seine Stimmbänder sind gelähmt. Er konzentriert sich auf seinen Körper, auf die Starre, die er durchbrechen muss, wenn er überleben will. Mit aller Willenskraft kämpft er dagegen an, gewinnt die Kontrolle über seine Muskeln zurück. Er dreht sich um, bereit, aus dem Zimmer zu rennen – und bleibt stehen, als wäre er gegen eine Wand gerannt.

Im Türrahmen stehen seine Eltern, einen Ausdruck von ultimativem Schock auf den Gesichtern. Dann fühlt Desmond, wie von hinten winzige Hände nach seinen Beinen greifen, und er schreit, schreit, schreit …

_____

Keuchend setzt sich Desmond im Bett auf, schaut verwirrt um sich. Ein winziges Zimmer. Ein Tisch, ein Stuhl, ein WC, ein Waschbecken. Sonst nichts.

Meine Zelle.

Wie immer ist er nach dem Mittagessen – einer Mahlzeit, die einem koreanischen Kriegsgefangenenlager würdig gewesen wäre – eingeschlafen. Und wie jedes Mal realisiert er, wie viel klarer und echter seine Albträume sind als sein Leben im Wachzustand. Wach mit Psycho-Drogen … ein schlechter Witz.

Der Traum, eben noch da, beginnt sich zu verflüchtigen, weicht der wattigen Leere, die Desmonds Kopf erfüllt, seit er in der Klinik ist. Er schaut zum vergitterten Fenster, sieht das trübe Licht eines frischgeborenen Frühlings, der immer noch nach Winter riecht.

Auf gummiartigen Beinen erhebt er sich und geht zur Tür, den Oberkörper vornübergebeugt wie ein Parkinson-Patient. Trotz der Benommenheit beherrscht ihn Tag und Nacht eine innere Unruhe, die ihn dazu zwingt, ständig umherzugehen, oder an Ort und Stelle zu treten, in den Knien zu wippen. Er kennt die Akathisie, eine der typischen Nebenwirkungen der Neuroleptika, von seiner Ausbildung, und von seinen eigenen Patienten. Die Tatsache, dass er auf einmal die Rolle wechseln musste, dass er der Patient ist, erscheint ihm wie göttliche Ironie.

Du bist kein Patient, korrigiert er sich. Du bist ein Insasse. Ein Gefangener. Ein Mörder.

Als er nach dem Türknauf greift, fällt ihm auf, dass das leichte Zittern seiner Finger stärker geworden ist. Als wäre ich in wenigen Monaten um vierzig Jahre gealtert.

Er zieht die Tür auf. Die Sicherheitstüren sind tagsüber geöffnet, so dass sich die zwölf Insassen der Station D3 im Korridor oder im Aufenthaltsraum frei bewegen können. Doch von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens verwandelt sich das Zimmer in eine Gefängniszelle. Schreien, Betteln und mit dem Kopf gegen die Tür Hämmern verleitet die Nachtwärter höchstens zu einem gelangweilten Blick durch den Spion. Solange niemand im eigenen Blut liegt oder einen epileptischen Anfall hat, bleiben die Türen nachts geschlossen.

Desmond schlurft den Korridor entlang. Wie jeden Morgen beginnt er seine quälend langsame Tour, dreißig Längen zwischen Stationszimmer und Aufenthaltsraum, dreißig mal zwanzig Meter, um seine Muskeln nicht völlig verkümmern zu lassen. Neben ihm ziehen weiße Wände vorbei, unter ihm grauer Linoleumboden. Der Geruch von Desinfektionsmittel gibt ihm das Gefühl, eine tückische Nachahmung von Luft zu atmen.

„Hey, Parker!“

Desmond bleibt stehen, zwingt sich, den Kopf zu heben. Wenige Schritte vor ihm streckt Stanimir seinen Kopf aus dem Stationszimmer.

„Na?“ Der massige Bulgare winkt ihm mit dem Schlagstock zu, einer Kombination von Knüppel und elektrischem Viehtreiber. „Wie geht’s meinem Lieblings-Menschenöffner denn so?“

Desmond meidet die hellgrauen Augen des Wärters. Du kannst mich nicht provozieren. Zu häufig hat es der Bulgare geschafft, Desmond aus der Reserve zu locken, ihn zu reizen, bis er die Kontrolle verlor. Stanimir hatte nur auf die Gelegenheit gewartet, Desmond mit dem Viehtreiber zu züchtigen, ihm Strom durch den Körper zu jagen, bis er nichts als ein zuckendes, bewusstloses Stück Fleisch war.

Nicht heute.

Wortlos macht Desmond kehrt und schlurft in die andere Richtung. Versucht, nicht daran zu denken, dass er seit zwei Monaten und zehn Tagen Insasse eines menschenverachtenden Höllenlochs ist, das sich Klinik nennt – keine zwanzig Meilen von der Stadt entfernt, in der er in einem früheren Leben, vor Monaten, wohnte und als Psychologe praktizierte. Ein Steinwurf vom Big Apple, und doch in einer fremden Galaxis.

Er schaut auf seine Füße. Links. Rechts. Links. Rechts.

Sein Lebensgefühl ist ein Schrei, der sich tief in der Brust aufbaut, ohne es jemals zu schaffen, sich nach außen zu entladen. Während sein Gemüt in dichte Watte gepackt ist, wimmeln Kolonien von Geisterameisen durch seine Adern, seine Eingeweide, seine Seele.

Die Medikamente, die man ihm die ersten paar Wochen aufzwingen musste, nimmt er inzwischen freiwillig ein, gefügig wie ein Lamm. So sehr sie seinen Geist lähmen, so gründlich betäuben sie auch den Schmerz; die nagenden Schuldgefühle, versagt zu haben; die Selbstzerfleischung, dass er Jean nicht retten konnte. Nicht zuletzt unterdrücken die Pillen Desmonds ‚Talent‘ – den Fluch, den nahenden Tod in anderen Menschen zu sehen. Keine verschwimmenden Farben mehr. Kein unerträglicher Druck in der Stirn. Keine Übelkeit. Keine Wirbel, die um sein Gegenüber rotieren wie bösartige Tornados.

Das Einzige, was selbst die hochdosierten Neuroleptika und Benzodiazepine nicht dämpfen können, ist die tödliche Wut auf den Kalabrier.

Michael ‚Die Flamme‘ Coppola ist tot, mit Jean im Sturm untergegangen, und so sehr Desmond alles tun würde, Jean wieder lebendig in seinen Armen zu halten, so unbändig ist das Verlangen, den Mafioso wieder lebendig zu sehen, bloß, um ihn ein zweites Mal zu töten. Und noch einmal. Und immer wieder.

Unerreichbar, für immer … genau wie Jean.

Seit er die Medikamente schluckt, ist er sich selbst fremd, kann manchmal beinahe daran glauben, dass all das Grauen der letzten Monate jemand anderem zugestoßen ist – einem Fremden, den er nur geträumt hat.

Er schaut auf seine Füße, bewegt sie mit der trägen Regelmäßigkeit eines Standuhrpendels. Links. Rechts. Links. Rechts. Sein zu langes Haar hängt vor seinen Augen, schwingt zum schleppenden Rhythmus seiner Schritte hin und her. Hinter dem buschigen Vollbart schürzen sich die Lippen tickartig.

Vor ihm öffnet sich eine Tür, und aus Zimmer 11 stapft Tyrone Briggs heraus, ein schwarzer Hüne, der sich für Luke Cage hält. Die Ähnlichkeit mit dem Comic-Helden hält sich in Grenzen, aber die Körpermasse kommt dem Marvel-Vorbild ziemlich nahe. Desmond bewegt sich zur Seite, um Tyrone nicht im Weg zu stehen. Wer dem Muskelpaket in die Quere kommt, riskiert einen Urlaub auf der Krankenstation. Tyrone scheint gegen Beruhigungsmittel ebenso immun zu sein wie gegen Regeln und Anstand.

Desmond erreicht das Ende des Korridors und geht in den offenen Aufenthaltsraum. Acht am Boden festgeschraubte Tische, die Ecken abgerundet, um die Verletzungsgefahr zu verringern. Oben in der Ecke ein Fernseher mit Flachbildschirm und Gitterschutz, auf stumm geschaltet. Zwei Footballmannschaften – Desmond glaubt, die New England Patriots und die New York Giants zu erkennen – gehen wie die Wikinger aufeinander los. Hinten beim Fenster eine Lounge mit verschlissenen Kunstledermöbeln. Ein welliges Poster mit karibischen Inseln an der Wand.

Einer der Wärter – Bill ‚The Moustache‘ Könkerling – hört mit halbem Ohr Charles Lepotte zu, einem kleingewachsenen Mann mit Goldbrille, während er das Footballspiel im Auge behält.

Desmond schleppt sich zur Lounge, lässt sich in einen der Sessel fallen und schaut sich um. Abgesehen vom Wärter befinden sich drei Männer im Aufenthaltsraum: Lepotte, der schmächtige Goldschmied, der sich und seine Familie vergiftet und dummerweise als Einziger überlebt hat, sitzt auf einem der Sessel in Fensternähe, während er Bill die Ungerechtigkeit des Lebens erklärt; Scott Burnette, ein unheimlicher alter Kauz, der seiner Ehefrau die Kehle aufgeschlitzt hat, weil sie die falschen Götter anbetete. Und schließlich Jorge Pacota, der junge Mexikaner mit dem Überbiss, der seine Mutter aus dem vierzehnten Stock geworfen hat. Rastlos tigert er um die Tische herum.

Ein lähmendes Déjà-vu überkommt Desmond. Das erdrückende Gefühl von Stunden, Tagen und Wochen, die zähflüssig ineinander verlaufen wie Melasse, ewig gleiche Szenen des ewig gleichen, sinnlosen Alltags.

Er drückt sich die Handballen auf die Augen, versucht, der unerträglichen Realität seiner Gefangenschaft und den inneren Bildern zu entkommen.

Keine Chance.

Das Geräusch von Schritten lässt ihn aufblicken. Stanimir Balkanski stampft in den Aufenthaltsraum, die grauen Augen hin und her gleitend, eine Hyäne auf der Suche nach einem Opfer.

Er nickt seinem Kollegen zu. „Hey, Bill, kannst du mal eben das Stationszimmer übernehmen? Hab mit unserem Mr. Tortilla hier ein Hühnchen zu rupfen.“

„Geht klar.“ Der hochgewachsene Wärter mit dem gewachsten Schnauzer stelzt aus dem Aufenthaltsraum.

Stanimirs Blick richtet sich auf Jorge.

„Ey amigo!“ Gemütlich spaziert der Bulgare auf den jungen Mexikaner zu. „Dr. Cole hat soeben deine Blutresultate durchgegeben. Gemäß Labor nimmst du deine Medis seit mindestens zwei Wochen nicht mehr ein. Ist das deine Vorstellung von Kooperation?“

„No señor!“ Jorge ist abrupt stehengeblieben, die Augen panisch geweitet. „Ich … ich immer schlucke Medikament, jeden Tag! Ich –“

„Tsk, tsk.“ Stanimir schüttelt den Kopf. „Ungehorsam undLügen? Eine ungesunde Einstellung.“

Der Bulgare hakt den Schlagstock vom Gürtel.

„Señor Stanimir, por favor …“

Stanimir hebt einen tadelnden Zeigefinger. „Schnauze, Jorge. Du kommst jetzt mit mir zum Stationszimmer, wo du deine Medis vor meinen Augen schlucken wirst. Wenn du mir Probleme machst, jage ich dir ein paar Millionen Volt durch deine haarigen Eier.“

„Señor –“

„Cállate, coño.“ Stanimir hält die Elektroden des Schlagstocks direkt vor Jorges Nase, und der Mexikaner verstummt, die Lippen bebend.

Stanimir lächelt dünn. „Und denk dran, dieser Gringo hier lässt sich nicht verarschen. Ich werde dir ins Maul schauen wie bei einem störrischen Esel. Und danach bleibst du zwei Stunden lang schön brav hier im Aufenthaltsraum, damit du die Pillen nicht wieder auskotzt. Nos entendemos?“

Jorge nickt, macht einen großen Bogen um den Elektrostab und rennt aus dem Aufenthaltsraum.

Desmond starrt zum Bulgaren, sieht die kühlen grauen Augen, und für einen Moment sieht er nicht Stanimir dort stehen, sondern Michael Coppola.

Coppola, der Drogenbaron der Upper West Side.

Coppola, der psychopathische Pyromane.

Coppola, das Monster, das für Jeans Tod verantwortlich ist.

Stanimir fängt den Blick auf und spaziert auf Desmond zu, den Stock in der Hand.

„Hey, Seelenbohrer! Du guckst mich an, als wäre ich deiner Mutter an die Wäsche gegangen! Findest du, dass ich zu unserem Mexikanischen Freund zu streng war?“

Desmond zwingt sich, wegzuschauen. Schweigt.

Stanimir hält ihm die Stockspitze unter das Kinn. „Aber natürlich findest du das! Du warst ja schließlich Psychologe, bevor dir selbst ein paar Latten vom Zaun gefallen sind. Und ein guter Psychologe ist ein Gutmensch, ein Moralapostel, der die Welt verbessern will. Also sag mir“ – er hebt Desmonds Kinn, bis sich ihre Augen begegnen – „war ich zu streng?“

„Nein, Sir.“

Stanimir zieht den Stock zurück. „Was für ’ne Affenschande … offenbar machen dich die Neuroleptika nicht nur zu einem Gemüse, sondern lassen dir auch die Eier schrumpfen.“

Er klickt den Stock an den Gürtel und verlässt den Aufenthaltsraum. Desmond denkt an den völlig verstörten Mexikaner, stellt sich vor, wie dieser im Stationszimmer gezwungen wird, gegen seinen Willen Medikamente zu schlucken, die sein Denken, sein Fühlen, sein ganzes Sein betäuben. Medikamente, die ich freiwillig schlucke. Unter dem Mantel von Benommenheit fühlt Desmond, wie sich tief in ihm etwas regt. Wut? Selbstekel? Er weiß es nicht.

„Aufwachen“, leiert jemand.

Desmond schaut sich um und sieht, wie der alte Burnette direkt neben ihm steht und ihn mit seinen stechenden Augen beobachtet – ein Wissenschaftler, der ein exotisches Insekt unter dem Mikroskop studiert. Die nussbraunen Augen zucken hin und her.

Ein Nystagmus,denkt Desmond. Von Geburt an oder von den Medikamenten?

Desmond hält dem Blick Stand, sogleich auf der Hut. Seit seiner Einlieferung in die Blue Oak Forensic Clinic hat ihn der merkwürdige Greis noch nie angesprochen. Desmond vermutet, dass Burnette an einer ausgeprägten Wahnstörung leidet, vermutlich an einer Schizophrenie. Die meiste Zeit schleicht der ehemalige Optiker wie ein Geist durch die Gänge, lächelt sein gruseliges Dauerlächeln und flüstert unverständliches Zeug, als spräche er mit unsichtbaren Verbündeten.

„Auuuuf-wachen!“ wiederholt Scott Burnette in einem unheimlichen Singsang.

Mühselig stemmt sich Desmond auf die Beine. „Lass mich in Ruhe.“

Erstaunlich leichtfüßig folgt der Alte Desmond zum Korridor. Desmond bleibt stehen und fixiert den dürren Alten. Neben der fast vollständigen Glatze ragen seitlich zwei wirre, weiße Haarbüschel hervor. Obwohl er größer als Desmond ist, schafft er es irgendwie, ihn von unten anzuschauen, was ihm etwas Arglistiges verleiht.

„Du bist es!“ Burnette macht mit den Händen kreisende Bewegungen, ein Lehrer, der einen Schüler beim Lösen eines schwierigen Rätsels ermutigt. „Hab dich beobachtet, Kumpel, und ich weiß, du bist es!“

Wasbin ich?“ Desmond verschränkt die Arme. Tief in seinen Knochen fühlt er die bleierne Müdigkeit, die über die letzten zwei Monate zu seiner treusten Begleiterin geworden ist, und er sehnt sich nach seinem Bett, wissend, dass er es wegen der Akathisie dort keine zehn Minuten aushalten wird.

Burnettes Augen sind zwei zuckende Kiesel.

„Du bist der Todesengel!“

„Was?“

Der Alte lächelt listig. „Der Todesengel! Der Doppelnull-Agent der Göttin!“

„Ach ja? Danke für die Info. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Desmond wendet sich ab und schlurft weiter. Burnette weicht ihm nicht von der Seite.

„Du kannst den Willen der Göttin nicht ignorieren, Kumpel! Sie ist stärker, so viel stärker als wir … aber sie braucht uns. Braucht dich!

„Und du brauchst stärkere Medikamente, mein Freund.“ Desmond hat sein Zimmer erreicht, blickt zur Sicherheit auf die Nummer. Sein Verstand ist derart benebelt, dass er schon zweimal das falsche Zimmer betreten hat. Ein Fehler, der gefährlich sein kann, wenn man zum Beispiel das Zimmer von Tyrone alias Luke Cage betritt.

Nr. 5 – alles in Ordnung.

Er öffnet die Tür. Als der Alte Anstalten macht, ihm zu folgen, schiebt ihn Desmond sanft, aber bestimmt aus dem Zimmer.

„Oh ja!“ gluckst Burnette. „Der Todesengel braucht seine Privatsphäre … um den nächsten Schritt zu planen.“

„Was auch immer.“

Desmond schließt die Tür, wartet, bis er sicher ist, dass der alte Kauz ihm nicht doch noch ins Zimmer folgt. Dann schlurft er zum Bett und lässt sich auf die Matratze sinken. Doch während sein Körper sogleich auf die horizontale Lage reagiert, sich nach dem Schlaf des Vergessens sehnt, durchströmt ein rastloser Strom sein Gehirn.

Passiert das alles wirklich? Hier und jetzt?

Desmond ist, als wäre er durch eine unsichtbare Falltür in eine parallele Dimension gestürzt, eine Dimension der Boshaftigkeit und des Wahnsinns. Die Vorstellung, dass er vor knapp einem halben Jahr ein völlig normales Leben in Manhattan führte, kommt ihm unwirklich vor. Unfassbar.

Vielleicht bin ich wirklich verrückt. Gaga. Durchgedreht.

Eine plötzliche Nervosität erfasst ihn, macht es ihm unmöglich, liegenzubleiben. Neben seinen Neuroleptika, die er jeden Morgen und Abend schluckt, hat er Ativan in Reserve, ein Beruhigungsmittel, das er bei übermäßiger Anspannung verlangen darf – eine Option, die er seit seiner Zwangseinweisung erst zweimal in Anspruch genommen hat.

Er steht auf und geht zum Stationszimmer hinüber. Wie nebenbei bemerkt er, dass er wesentlich schneller geht als zuvor, angetrieben durch das Verlangen nach dem Tranquilizer. Eine Welle von Selbstekel erfasst ihn. Bin ich schon so weit? Ein verdammter Junkie?

Beim Stationszimmer angelangt hebt er die Hand, um an die Scheibe zu klopfen – und lässt sie wieder sinken. Durch das Fenster sieht er, wie Stanimir und Bill den jungen Mexikaner unsanft auf die Füße reißen. Jorge hat den glasigen Blick eines Boxers, der gerade K.o. gegangen ist.

Oder eines Mannes, der mit einem Elektroschocker traktiert wurde.

Desmond fühlt, wie seine Kiefermuskeln hart werden. Bis vor zwei Monaten hätte er nie geglaubt, dass das Klischee des sadistischen Wärters tatsächlich der Realität entsprechen könnte. Doch während die meisten Wärter zwar nicht besonders freundlich, aber auch nicht unverhohlen feindselig sind, lässt Stanimir klar erkennen, dass er einen Kick davon bekommt, Menschen zu terrorisieren. Ihnen weh zu tun.

Verwirrt schaut sich der Mexikaner um. Bill fasst ihn grob unter dem Arm und führt ihn aus dem Zimmer.

Stanimir dreht sich zu Desmond, sein Ausdruck derjenige eines Mannes, der gerade guten Sex hatte.

„Hey, der Klapsdoktor! Hast mich wohl vermisst?“

„Ativan.“ Desmonds Miene ist ausdruckslos. „Darf ich eins haben?“

Der Bulgare hebt eine Augenbraue. „Und ich dachte schon, du wärst wegen mir gekommen. Du brichst mir das Herz.“

Er dreht sich um und zieht eine Akte aus einem Archivschrank.

„Parker, Desmond … hmm! Tut mir leid, aber du hast dein Ativan heute schon gekriegt. So wie fast jeden Tag. Schau!“

Verständnislos starrt Desmond in die Akte, die ihm Stanimir vor das Gesicht hält. Auf einer Zeile im unteren Drittel, in der Rubrik ‚Reservemedikation‘, sieht er den Namen ATIVAN und daneben, säuberlich aufgelistet, gut zwanzig rote Kreuzchen. Eines für fast jeden Tag des Monats.

„Das … das stimmt nicht.“ Desmond zwingt sich, seine Fäuste zu lockern. „Ich habe das Ativan erst zweimal genommen!“

Stanimir schlägt die Akte zu. „Sorry, Dr. Freud, aber da muss dir deine Erinnerung einen Streich spielen. Du fährst ziemlich ab auf die kleinen gelben Dinger, so wie die meisten Benzo-Junkies.“

„Mistkerl“, knurrt Desmond durch die Zähne.

In Stanimirs Augen funkelt es. „Wie war das?“

„Du weißt genau, dass ich das Ativan weder heute noch in den letzten drei Wochen genommen habe!“

Der Bulgare öffnet die Tür und steht dicht vor Desmond, die Hand am Schlagstock.

„Nein, das weiß ich nicht, du kleiner Kacker. Weil in deiner Akte klar geschrieben steht, dass du eine miese kleine Benzo-Hure bist. Für eine Handvoll Ativan würdest du gleich hier und jetzt auf die Knie fallen und mir einen blasen – oder?“

Desmond hört das Klicken, als der Bulgare den Schlagstock vom Gürtel hakt.

„Verstehe.“ Desmonds Stimme ist heiser vor Wut. Er dreht sich um stapft zu seinem Zimmer zurück. Als er an der Nr. 3 vorbeigeht, öffnet sich schlagartig die Tür und eine dürre Hand packt ihn am Arm, zieht in in das Zimmer hinein.

Desmond schlägt die Hand weg und starrt in die rastlos zuckenden Augen von Scott Burnette.

„Gut!“ gurrt der Alte. „Sehr gut! Die Lebensgeister erwachen!“

„Fass mich noch einmal an, und ich –“

„Ah, ah, ah!“ Burnette tänzelt rückwärts um Desmond herum, ein grotesker Balletttänzer, und stößt die Tür zu.

Desmond ballt die Fäuste, unsicher, ob er einen alten Mann schlagen würde, um sich aus dessen Gegenwart zu befreien.

„Was zum Teufel willst du von mir?“

Burnette lächelt sein gruseliges Lächeln. „Ich bin der Augenöffner! Der Götterbote, der den Unwilligen das Licht der Erkenntnis bringt.“

„Okay.“ Desmond atmet tief durch. „Hör zu. Ich bin hundemüde, und ich will dir nicht weh tun … aber ich werde jetzt in mein Zimmer gehen, und wenn du dich mir in den Weg stellst – “

„Lausche der Botschaft!“ Unvermittelt breitet der Alte die Arme aus, wirft den Kopf in den Nacken und ruft in schrillem Falsett: „Entsaget dem Gift des Puppenspielers, und die Blinden werden sehen, die Lahmen gehen, und die Toten auferstehen! Matthäus Kapitel 11, Vers 5!“

Desmonds Kiefer sinkt nach unten. Diese Stimme!Ein Déjà-vu, nein, ein Déjà-entendu, das es nicht ganz in sein Bewusstsein schafft. Er richtet einen zitternden Finger auf den Alten.

„Wer zum Teufel bist du?“

Burnette schürzt die faltigen Lippen und legt den Kopf schief, ein hagerer Kobold.

„Du bist gestolpert.“ Der Tonfall einer Mutter, die mit ihrem leicht zurückgebliebenen Kind spricht. „Aber du musst wieder aufstehen. Auf die Füße kommen. Den Puppenspieler finden und ihn aus dem Weg räumen!“

Desmond macht einen Schritt rückwärts. „Du bist komplett verrückt.“

„Natürlich!“ kichert Burnette, während die stechenden Augen hin und her zucken. „Hier sind nämlich alleverrückt.“

Desmond stößt ihn zur Seite und verlässt fluchtartig das Zimmer, betritt schwer atmend sein eigenes.

Diese Stimme …

Erschöpft lässt er sich auf das Bett sinken, und sofort gleiten seine Augen zu.

Woher …?

Unvermittelt reißt er die Augen auf. Ich kenne diese Stimme! Ein Schauer geht durch seinen Körper, während er die unheimliche Szene in der WC-Kabine nochmals erlebt, auf dem Flug nach Kingston.

‚Hey, Kumpel! Du musst stark sein … nur der Mutige findet Gnade vor der Göttin.‘

Desmond kann die Stimme in seinem Kopf hören, als hätte jemand ein Tonband in seinen Schädel eingepflanzt.

‚Große Veränderungen stehen bevor … und ihre Vorboten kommen mit Feuer und Wasser.‘

Stocksteif liegt Desmond auf dem Bett, die Augen starr zur Decke gerichtet, während sein Herz in seiner Brust viel zu schnell schlägt, ein unheilvoller Trommelklang.

 

SECHS MONATE ZUVOR

Überleben

Ocho Rios, Jamaika – Samstag, 1:46 Uhr

Desmond krault durch das aufgewühlte Meer, die Augen starr auf die Hafenlichter von Ocho Rios gerichtet. Seine Arme und Beine sind flüssiger Schmerz, fremdartige Körperteile, die wie von alleine weiterkämpfen, während Desmonds Überlebenswille mit jeder Sekunde schwindet. Hohe Wellen klatschen ihm ins Gesicht, drücken ihn unter Wasser, während die Strömung ihn nach außen ziehen will, ins offene Meer. Der Schmerz der gebrochenen Rippe ist unerträglich, raubt ihm den Atem. Um ihn herum tobt der Sturm unvermindert weiter, als versuchten alle Naturgewalten, ihn aufzuhalten, ihn zu vernichten.

Schon in den ersten Sekunden hat sich Desmond nackt ausgezogen, bevor die nasse Kleidung ihn hinunterziehen konnte. Splitternackt kämpft er sich durch die kochende See, konzentriert sich auf die Lichter, die ihn leiten, auf den Schmerz, der ihn fühlen lässt, dass er noch lebt.

Noch.

Er denkt an Jean. Wenn er schon sterben muss, so soll Jean sein letzter Gedanke sein. Doch der Gedanke bringt keinen Frieden. Er stellt sich vor, wie sich Jean mit jeder Sekunde weiter von ihm entfernt, auf der Caribbean Mermaid im Sturm verschwindet, die Geißel eines sadistischen Psychopathen und Mörders.

Coppola.

Wie nebenbei wird Desmond bewusst, dass etwas mit ihm geschehen ist. Dass er auf den Kalabrier einen Hass empfindet, den er sich nie hätte vorstellen können. Ihm ist, als wäre Coppola ein Dämon, der ausgesandt wurde, ihn zu quälen, ihm alles zu nehmen – und ihn mit zerrissener Seele untergehen zu lassen.

Und ich habe ihn verschont …

Wie ein dunkler Tumor pulsiert die Erinnerung in Desmonds Kopf. Er sieht sich, wie er im Dschungel die Magnum auf den Kalabrier richtet, auf ihn zielt, den Finger am Abzug. Coppolas unerträglich süffisantes Lächeln. ‚Ich habe mich gerade gefragt, ob Sie die Eier haben, einen unbewaffneten Menschen einfach abzuknallen. Offenbar nicht.‘

Desmond schwimmt weiter, sein Geist im Urwald, jede Zelle in seinem Körper erfüllt vom glühenden Drang, den Kalabrier zu erschießen wie einen tollwütigen Hund. Er fühlt den Widerstand des Abzugs am Finger, fühlt den unsinnigen Widerstand tief in seiner Seele. Er denkt an den Vietnam-Veteranen mit dem weißen Bürstenhaarschnitt, den er von seiner PTBS befreit hatte; denkt an die Worte des Mannes während der ersten Sitzung, als sie über die unmenschlichen Massaker des Krieges sprachen.

‚Das Gehirn gewöhnt sich ans Töten, Mr. Parker … aber nicht die Seele. Wenn man zum ersten Mal einen Menschen tötet, öffnet man eine Tür, die sich nie mehr schließt. Eine Tür, die in eine unheimliche, fremdartige Dimension führt. Eine Dimension, die erschreckend ähnlich aussieht wie unsere normale Welt … aber es ist ein Trugbild, hinter dem sich Monster verstecken.

Mechanisch schwimmt Desmond weiter, sein ganzer Körper ein glühendes Stück Schmerz. Halb bewusstlos schließt er beim Schwimmen immer wieder die Augen, ein Mann kurz vor dem Ende. Jedes Zeitgefühl ist ihm verloren gegangen. Da sind nur Wellen, der schwarze Himmel, und die Lichter des Hafens, unendlich weit entfernt.

Coppola.

Desmond beobachtet sich beim Schwimmen, bemerkt mit losgelöster Verwunderung, wie seine Gedanken immer wieder zum Kalabrier zurückkehren.

Hör auf, ermahnt er sich selbst.Du bist Psychologe. Du weißt, dass diese Gedanken nirgendwo hinführen.

Tief in der Seele grinst etwas mit blitzenden Zähnen. Und wen genau versuchst du zum Narren zu halten? Etwa dich selbst?

Ohne große Gegenwehr akzeptiert er das Offensichtliche. Der neue Lebenszweck ist so simpel, dass ein einziges Wort genügt, diesen zu definieren.

Rache.

Desmond ist vertraut mit den Mechanismen, die hinter Wut und Rachegelüsten stehen, und das Wissen ändert rein gar nichts an der erhabenen Reinheit, an der Macht des Gefühls. Natürlich ist da eine Basis von Angst und Liebe, die ihn antreibt, Jean zu suchen, zu retten, ein neues Leben mit ihr zu beginnen. Doch gleichzeitig fühlt er, dass die wahre Kraft aus dem urwüchsigen Trieb stammt, das Böse in seinem Leben zu bekämpfen, zu vernichten.

Das bist nicht du,versucht es sein Verstand ein letztes Mal. Du wurdest traumatisiert. Du bist kein Killer!

Doch, das bist du, flüstert die andere Stimme, kalt und selbstsicher. Dein neues Ich. Dein wahres Ich.

Etwas berührt Desmond am Bein, und er zuckt zusammen, findet sich in der tobenden Gegenwart des Sturms wieder. Einen Moment lang ist er überzeugt, dass es der Hai ist, der gigantische Hammerhai, der zurückgekommen ist, um ihn zu verschlingen. Doch dann berühren seine Arme weitere Gegenstände.

Treibgut …?

Er hebt den Kopf und sieht, dass sich etwas verändert hat. Er erkennt Masten, die im Wind schaukeln. Sieht die Umrisse der im Hafen vertäuten Schiffskutter und Segelboote. Doch es kommt keine Hoffnung auf. Der Hafen, kaum noch dreihundert Meter entfernt, könnte ebensogut auf dem Mond liegen. Unter dem Schmerz fühlt Desmond seine Arme und Beine nicht mehr, und er nimmt eher kognitiv wahr, dass sie sich überhaupt noch bewegen.

Erst jetzt realisiert er, dass er tatsächlich aufgegeben hat – und mit der Kapitulation kommt eine seltsame, beinahe heitere Gleichmut.

Gleich ist alles vorbei.

Mit nüchterner Distanziertheit überlegt er, wie nahe er dem Hafen kommen wird, bevor er untergeht. Zweihundert Meter? Hundert?

Er schließt die Augen, fühlt, wie seine Arme immer langsamer werden, Windmühlenflügel, die in einer Flaute auslaufen.

Etwas schlägt gegen seinen Kopf, staucht seinen Hals. Erschrocken strampelt Desmond, um sich über Wasser zu halten – und sieht einen blauweißen Fender vor sich, dahinter den hölzernen Rumpf eines Kutters.

Der Hafen … ich hab ihn erreicht!

Kaum noch fähig, seinen Körper zu kontrollieren, kämpft sich Desmond um den Kutter, zum Steg. Oh nein.Der Steg liegt einen halben Meter über dem Meeresspiegel. Unter normalen Umständen wäre es für Desmond ein Leichtes, sich mit einem Klimmzug hochzustemmen, doch jetzt fühlt er, wie seine Kraftreserven aufgebraucht sind. Eine hohe Welle klatscht über seinen Kopf hinweg, und er sinkt, sinkt. Loslassen … einfach loslassen …

Auf einmal sieht er Coppola vor sich. Der Kalabrier trägt ein buntes Hawaii-Hemd und den selbstgefälligen Ausdruck von ultimativem Triumph.

Ich gewinne, Desmond, grinst er. Immer. Und diesmal gehört der Schatz mir …

Neben Coppola steht plötzlich Jean, hohläugig, resigniert, ihr nasses Haar an der Stirn klebend. Ihr gelbes Kleid ist zerfetzt wie bei einer Schiffbrüchigen. Der Kalabrier legt einen Arm um ihre Schulter, berührt wie beiläufig den Ansatz ihrer Brust.

Desmonds Körper beginnt zu zucken. Seine Arme holen aus, bewegen sich in weiten Bögen seitwärts nach hinten. Unter Wasser schwimmt er los, aufs Geratewohl, zum Strand oder ins offene Meer. Seine Ellenbogen berühren etwas Hartes.

Steingeröll …

Mit unkoordinierten Bewegungen schleppt er sich den Steinstrand hoch, fühlt kaum, wie das scharfe Geröll in seine nackte Haut schneidet. Aus dem Augenwinkel sieht er seine Arme zittern, als stünden sie unter Strom – dann bricht er zusammen, schlägt mit dem Kopf auf einen Stein. Wellen strömen über seine Beine, während aus seiner Schläfe Blut sickert.

 

Spinnen haben ihren festen Platz in meinem Leben. Nicht, dass ich die kleinen Krabbeltiere besonders liebe – aber sie sind ein Thema mit viel „Fleisch am Knochen“, sowohl in meinem Ärztealltag (Spinnenphobie ist gar nicht so selten) wie auch in etlichen Gruselromanen und -filmen, in denen Spinnen dank ihres negativen Images eine tragende Rolle spielen. Oder haben Sie Arachnophobia‘ noch nicht gesehen?

Die schwarze Spinne – ein Kindheitstrauma

Persönlich erlebte ich mein erstes Spinnentrauma im zarten Alter von sechs Jahren, als ich bei meiner Großmutter Jeremias Gotthelfs Originalausgabe von „Die schwarze Spinne“ aus dem Jahre 1842 fand und darin herumblätterte. Das Horror-Wesen (siehe Bild), das mich aus den vergilbten Seiten anglotzte, verfolgte mich noch jahrelang in meinen Albträumen.

Charakterdarsteller Gruselliteratur

Evolutionstechnisch lässt sich vermuten, dass wir gelernt haben, bei gewissen Tieren und Insekten instinktiv eher mit einer Phobie zu reagieren, wenn besagte Tiere/Insekten sich über die Jahrtausende als besonders gefährlich erwiesen. Spinnen, Skorpione und Schlangen gehören zu jener Kategorie — einer Kategorie, die man im normalen Leben (vor allem in wärmeren Ländern) durchaus ernst nehmen sollte, und die deshalb in der Gruselliteratur auch ihren festen Platz gefunden hat. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Angst vor Spinnen mitunter um ein epigenetisches Phänomen: eine in den Genen latent gespeicherte Angst (resp. ein gesunder Respekt) wird durch ein bestimmtes Ereignis getriggert (z.B. die aufschreiende Mutter, die soeben eine Spinne im Schlafzimmer entdeckt hat und beinahe austickt).
Im Radio hörte ich kürzlich von einem Experten, einem Arachnologen, dass die über tausend Spinnengattungen in der Schweiz völlig harmlos seien, und nur zwei davon könnten überhaupt beißen (was harmlose ‚Moskito-Stiche‘ hinterlassen würde).

Die Schönheit der Spinne

Doch wie alles auf dieser Welt haben auch Spinnen zwei Seiten — die Spinnen sogar eine wunderschöne, und wenn mir als Kind mehr solch hübsche Spinnen über den Weg gekrabbelt wären, hätte ich die kleinen Biester wohl schon längst ins Herz geschlossen. Das Video weiter unten soll dazu dienen, eingefleischten Arachnophobikern einen Hauch von Sympathie für unsere wenig geliebten Achtbeiner einzuflößen.

Therapie gefällig?

Übrigens: Spinnenphobie lässt sich bei vielen Menschen in kürzester Zeit z.B. mit EFT (emotional freedom technique) auflösen. Bei einigen meiner KlientInnen gelang dies in weniger als 45 Minuten (zum Vergleich: bei kognitiver Verhaltenstherapie dauert es in der Regel 2-4 Monate …). Falls dir also beim Genuss des Videos warm um die Ohren wird, schau doch mal bei mir vorbei!

Doch zuvor noch etwas fürs Gemüt: Pfauenspinne

 

 

„Was wir auch sehen oder scheinen, ist bloß ein Traum in einem Traum.“

Ein Zitat des ebenso düsteren wie tiefgründigen Edgar Allan Poe. Sind unsere Phantasien und Träume möglicherweise die ultimative Wahrheit? Eine seltsame Frage, natürlich — aber schließlich bin ich (unter anderem) Schriftsteller, und für unsereins gehören seltsame Fragen zum täglich Brot.

Also mal andersrum: hast du schon einmal einen Liebesroman gelesen oder dir einen TV-Thriller reingezogen? In beiden Kategorien gibt es reichlich von dem würzigen Element namens Drama. Im Thriller sowieso, aber auch der Liebesroman/-film muss gespickt sein mit Szenen, in denen die Heldin oder der Held leidet, an seine Grenzen kommt und sein Leben alles andere als cool findet, bis er/sie über sich selbst hinauswächst. Das muss so sein und nicht anders, weil die Story sonst stinklangweilig wäre und wir uns die Abend-Nachrichten angucken müssten, um bezüglich Drama auf unsere Rechnung zu kommen.

Drama. Unheil. Desaster.

Konflikte. Aufregung. Probleme. Offenbar suchen wir alle nach dem brenzligen Stoff, der das Leben ankurbelt, ihm Pfeffer gibt. Es scheint pervers, paradox, und doch liegt der Trieb in der menschlichen Natur. Vielleicht, weil wir aus dem Ganzen etwas lernen, dabei reifen? Geht es nur darum?

Oder sind es doch unsere Neandertaler-Gene, die in uns aufmucken? Hand aufs Herz, als wir noch Jäger und Sammler waren, da konnten wir die Wildsau rauslassen, konnten mit Speeren und Steinen bewaffnet auf die Jagd, ohne zu wissen, ob diesmal das Mammut gewinnt oder wir. Tagtäglich gab’s den Adrenalin-Kick gratis, und es steht ausser Frage, dass wir uns dann am lebendigsten fühlten, wenn wir der Todesgefahr ins gelbe Säbelzahntiger-Auge starrten.

Die Moderen Rundum-Zufrieden-Gesellschaft mit ihrem überversicherten Sorglos-Kuschelpaket hat uns diesen Kick genommen. Gefahren gibt’s praktisch nur noch in unserem Kopf, zum Beispiel dann, wenn wir im Wartezimmer des Arztes auf unsere Diagnose warten. Könnte es also sein, dass sich unsere Jäger-Gene nach der guten alten Zeit des wahren Lebenskampfes zurücksehnen, und die ausgemerzte Gefahr nun im Kopfkino ausleben muss, als auf- und erregende Fiktion?

Nun stell dir vor…

… du kommst an dein Lebensende. Egal, ob es ein Herzinfarkt ist, Krebs, ein Überfall, das abstürzende Flugzeug – der Countdown läuft. Du schreist, weinst, trauerst, haderst, es nützt alles nix: Du stirbst … und erwachst aus einem traumähnlichen Zustand den du Leben nanntest, bis auf einmal ‚wieder da‘, erwachst zu einem völlig neuen (alten? vertrauten?) Bewusstsein und erinnerst dich, dass du dich ganz bewusst auf ein menschliches Leben — dein Leben! — eingelassen hattest wie auf einen spannenden Roman, einen packenden Film, mit allem Drama, was dazugehört!

Es ist nur eine Idee, eine esoterisch-philosophische Spielerei … aber hast du den Gegenbeweis, dass es anders ist?Wahrscheinlich nicht. Und somit bleibt die Frage, ob wir uns das ganze Drama, das wir zuweilen erleben, vielleicht selbst aussuchen.

Irgendwie hätte der Gedanke doch etwas Tröstliches …

 

 

 

Der Patak Blog trägt als Arbeitstitel „Aus der Werkstatt des Schriftstellers“ … und ja, was soll ich sagen, meine Arbeitsstätte ist eine mysteriöse. Ein Ort der wispernden Stille und der langen Schatten.

Was wispert denn da? Und woher die Schatten …?

Jeder Mensch trägt seine Prägung mit sich: die Essenz all dessen, was ihn im Verlauf seines Lebens beeindruckt, in ihm Spuren hinterlässt. Dem Schriftsteller, wen wundert’s, drücken die unzähligen Bücher, die er verschlungen hat, ihren Stempel auf, einen Stempel so individuell wie ein Fingerabdruck. Schaue ich auf meine Bücher-Prägung zurück, so sehe ich hinten in der Werkstätte die Silhouette eines Vogels … ja, ganz dort hinten im Halbdunkel über der Tür, über der blassen Büste der Göttin Pallas, dort hockt ein schwarzer Vogel, ein Rabe, um es genau zu nehmen. Dieser Vogel namens Nevermore (Nimmermehr) begleitet – oder verfolgt? – mich seit gut dreissig Jahren, seit ich ihm in Edgar Allan Poes Gedicht THE RAVEN begegnet bin und mich des Raben langer Schatten nicht mehr loslässt. Dieser Blog Post ist eine Hommage an den Raben, einen der mächtigsten und ominösesten Vögel dieser Welt.

Nimmermehr.

Vermutlich ist es sinnlos, von einem Gedicht zu schwärmen, von dem schon Tausende zuvor schwärmten. Vor allem, wenn einem beim Schwärmen eine Gänsehaut über die Arme kriecht. Aber so wie es unvergessliche Menschen gibt, so gibt es unvergessliche Bücher und Gedichte. Geschichten, die uns erbeben oder in stummer Ehrfurcht erstarren lassen. THE RAVEN ist in dieser Kategorie das eine Gedicht, das mich tief, tief in der Seele erschauern lässt, immer und immer wieder, wie ein unerklärliches Déjà-vu. Und so wie gewisse Menschen stolz auf ihr Geblüt sind, auf ihre Herkunft, so fühle ich mich geehrt, mit dem Geist gewisser Menschen in Kontakt gekommen zu sein. Manchmal denke ich, dass es sich schon dafür gelohnt hat, diesen netten blauen Planeten zu besuchen.

In English, please.

www.PatakBooks.com Schriftsteller Yves Patak Edgar Allan Poe The Raven Des Raben langer Schatten

Das Gedicht, will man ihm die volle Ehre erweisen, ist in Englischer Sprache zu geniessen. Die Übersetzung ist gut, und dennoch ein Sakrileg. Also: in English please. Doch warum nur lesen?

Eine der schönsten Produktionen und Untermalungen muss ich dir ans Herz legen, ein „must-see“: Die Verfilmung des Gedichts durch Trilobite Pictures … und ist es nicht seltsam, dass der Trilobit in meiner frühen Jugendzeit mein Totem, mein magisches Tier war? Hmm!

Wie auch immer … hier das Video Fantastico zu THE RAVEN.

Enjoy!

 

Wussten Sie, dass Introversion größtenteils genetisch veranlagt ist? Oder dass in den USA der extrovertierte Typ lange als normal angesehen wurde, während der introvertierte Mensch als auffälliger Sonderling stigmatisiert wurde?

Und wussten Sie auch, dass man Introvertiertheit mit einem einfachen Test überprüfen kann?

Mit Wattestäbchen und Zitrone

So funktioniert es:

  • Man nehme einen Pipettenfüller, ein Wattestäbchen, einen Faden und konzentrierten Zitronensaft.
  • Binden Sie den Faden um die Mitte des Wattestäbchens und lassen Sie dieses horizontal schweben.
  • Schlucken Sie mehrmals, um den Mund möglichst frei von Speichel zu bekommen. Legen Sie das eine Ende des Wattestäbchens für 20 Sekunden auf die Zunge.
  • Nun träufeln Sie fünf Tropfen Zitronensaft auf die Zunge und legen dann das andere Ende des Wattestäbchens für 20 Sekunden auf die Zunge.

Resultat: Bei Extrovertierten bleibt das Wattestäbchen horizontal. Bei Introvertierten kippt das Stäbchen auf die (zweite) „Zitronenseite“, weil durch die Stimulation durch den Zitronensaft der Speichel massiv angeregt wurde. Faszinierend, oder?

Zwanghaftes Werten

Das Thema Introversion/Extroversion ist stellvertretend für ein wichtiges Über-Thema: unser notorisches Werten. Unser fast zwanghaftes Bedürfnis, alles in gut und schlecht zu unterteilen, in richtig und falsch.

Eigentlich wüssten wir es besser. Eigentlich haben uns tausende von Jahren, die wir mit dem Retrospektoskop betrachtet und zu allen Themen analysiert haben, längst gelehrt, dass wir alle irgendwie verschieden sind. Was dem Homo Judicans (= dem wertenden Menschen) offenbar gar nicht gefällt. Warum wohl werden wir schon in der Schule in Einheitsmuster gezwungen? Warum lernen alle das Gleiche, statt dass wir uns gemäß unseren Neigungen individuell entwickeln dürfen?

Alle wollen wir gleich sein – und gleichzeitig anders.

Wenn die anderen aber anders sind, ist das gar nicht gut, dann muss man sie ausgrenzen oder ins eigene Muster zwingen (siehe auch missionierende Religionen, Kolonialismus, etc).

George Orwells Klassiker Farm der Tiere (Animal Farm) aus dem Jahr 1945 ist diesbezüglich ein wunderbar gepfefferter Augenöffner: Die Schweine, die während der Revolution gegen die Menschen als Rädelsführer fungieren, schreiben in fetten Buchstaben an die Scheunenwand:

ALLE TIERE SIND GLEICH.

Zumindest steht der Satz anfangs so da. Doch bald schon bekommt das Motto der „kommunistisch“ angehauchten Tiere von den Schweinen eine Ergänzung aufgestempelt:

ALLE TIERE SIND GLEICH — ABER MANCHE SIND GLEICHER.

Introvertiert oder extrovertiert. Passiv oder aggressiv. Nachdenklich oder impulsiv. Spritzig oder melancholisch. Ja, wir sind verschieden. Versuchen wir vielleicht krampfhaft, Wasser und Öl zu einer ungeniessbaren Brühe zu vermischen?

Jedenfalls ist die Forschung zur Introvertiertheit für viele Betroffene eine große Erleichterung, sehen sich diese doch endlich mal ‚abgeholt und verstanden‘ statt kritisiert und maßgeregelt.

Den beiliegenden Artikel gibt’s leider nur in Englisch, aber zur Not können Sie ja den Google Translator bemühen… 🙂

Hier zum Original-Artikel von further.net:

Introversion

„Wie oben, so unten“ – das magische Prinzip des Hermes Trismegistos scheint universell gültig zu sein. Yin und Yang, innen und außen – alles widerspiegelt sich.
Wenn ich als Arzt und Lebensberater in der Praxis bin, kommen die Leute zu mir (von außen nach innen). Bin ich als Schriftsteller unterwegs, so muss ich in die Welt hinaus (von innen nach außen). Nun ja, zumindest meine Bücher.

Viele dieser Pilgerreisen führen – willkommen in der Moderne – durch Cyber-Welten. Auf einer dieser Pilgerreisen als Mann der Feder fand ich kürzlich eine Oase, die ich fortan öfters zu besuchen gedenke: SWEEK – eine Plattform, wo Schreibende und LeserInnen sich begegnen und miteinander kommunizieren.

Interaktives Schreiben

War der Beruf des Schriftstellers noch vor nicht allzu langem eine Einbahnstraße, die von Sender zu Empfänger führte, so ist das Schreiben heute eine interaktive Angelegenheit geworden. Auf Sweek können LeserInnen nicht nur meine Storys beschnuppern, sondern auch aktiv bei der Entstehung neuer Werke dabei sein, können Rückmeldungen geben, positive und kritische Feedbacks, die beim Schreiben hilfreich oder gar wegweisend sein können.

Wattpads kleine Schwester

Dabei ist Sweek in gewisser Weise die europäische kleine Schwester von Wattpad, einer viel größeren und älteren Gemeinschaft von Autoren und Lesern.
Doch gerade die Tatsache, dass Sweek viel jünger und kleiner ist als Wattpad hat mich überzeugt, hier mitzumachen: die Plattform bei ihrem Wachstum zu unterstützen und (beinahe) von Anfang an dabei zu sein.
Wer sich also bei Sweek anmeldet, kommt unter anderem in den Genuss einiger Patak Short Storys, die es sonst nirgends zu lesen gibt …
sweek.com

Viele Lebensweisheiten stammen von „früheren“ Menschen, von Weisen, religiösen Führern oder unseren Großeltern (die diese Weisheiten wiederum von jemand anderem übernommen haben).
Immer wieder gibt es auch Menschen der Gegenwart, die weise und nützliche Sachen zusammenfassen.
Kürzlich stolperte ich über die Auflistung des verstobenen John Perry Barlow, dem Songtexte der Rockband Grateful Dead. Spannend, dass ein Kerl aus einer Psychedelic Rock-Band weises und gar spirituelles Zeug rauslässt, oder?
Barlow setzte sich für das freie Internet ein, für Bürgerrechte und Redefreiheit.
Kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag verfasste er seine

Prinzipien erwachsenen Verhaltens

— eine Liste, die aus meiner Sicht manche religiöse Du-sollst-nicht-Pamphlete ersetzen könnte:

1 Sei geduldig. Immer.
2 Keine üble Nachrede: Weise Verantwortung zu, nicht Schuld. Sag nichts über andere, was du ihnen nicht ins Gesicht sagen würdest.
3 Geh nie davon aus, dass die Motive anderer ihnen weniger nobel erscheinen als deine Motive dir.
4 Erweitere deinen Möglichkeitssinn.
5 Belaste dich nicht mit Angelegenheiten, die du tatsächlich nicht ändern kannst.
6 Erwarte von anderen nicht mehr, als du selbst leisten kannst.
7 Halte Unklarheit aus.

8 Lache oft über dich selbst.

9 Kümmere dich darum, was das Richtige ist, und nicht darum, wer Recht hat.
10 Vergiss nie, dass du dich irren könntest – auch wenn du dir sicher bist.
11 Gib Hahnenkämpfe auf.
12 Denk daran, dass dein Leben auch anderen gehört. Riskiere es nicht leichtsinnig.
13 Lüge niemanden an – aus welchem Grund auch immer. (Unterlassungslügen sind manchmal erlaubt.)
14 Erkenne und respektiere die Bedürfnisse der Menschen um dich herum.

15 Vermeide die Suche nach dem Glück. Versuche dein Ziel zu definieren und verfolge es.

16 Verringere deinen Gebrauch des ersten Personalpronomens.
17 Lobe mindestens so oft, wie du tadelst.
18 Gestehe deine Fehler freimütig und frühzeitig ein.
19 Werde der Freude gegenüber weniger misstrauisch.
20 Verstehe Demut.
21 Denk daran, dass Liebe alles vergibt.
22 Pflege Würde.
23 Lebe denkwürdig.
24 Liebe dich.
25 Bleibe beharrlich.

Schön. Einfach schön. Oder?

Wie bereits erwähnt, tummle ich mich seit ein paar Wochen auf der Plattform SWEEK herum, wo LeserInnen und AutorInnen sich begegnen.
Auf jener Plattform gibt es immer wieder auch Wettbewerbe, und eine der Kategorien ist die Mikro-Story: man erhält ein Schlüsselwort, zu dem man eine superkurze Geschichte von maximal 250 Wörtern schreiben soll.

250 Wörter sind wenig. Sehr, sehr wenig.

Nicht umsonst sagte Winston Churchill, einer der größten Rhetoriker des 20. Jahrhunderts:

“I’m going to make a long speech because I’ve not had the time to prepare a short one.”

(„Ich werde eine lange Rede halten, weil ich die Zeit nicht hatte, eine kurze vorzubereiten.“)

In diesem Monat ist das Sweek#Mikro-Schlüsselwort BRIEF. Lesen Sie hier, was für ein weltveränderndes Potential ein Brief haben kann …

 

DER BRIEF

Yves Patak

Sweek#MikroBrief

Ein Klopfen an der Tür. Rabbi Mordecai schaut von der Tora auf und sieht Isaac hereinkommen.
„Isaac!“ Der Rabbi studiert das gerötete Gesicht des jungen Gabbai. „Hast du —“
„Wir haben ihn, Rabbi!“
Mit glühenden Augen überreicht ihm Isaac einen Brief. Schweigend dreht der Rabbi den aufgeschlitzten Umschlag hin und her, studiert das Siegel.
„Und hier habt die Authentizität überprüft?“
Isaac nickt. „Professor Shafirov und zwei Graphologen haben ihn überprüft. Er ist echt.“
„Haben die drei — “
„ — die Geheimhaltungsverpflichtung unterschrieben? Natürlich.“
„Gut, Isaac. Lass mich jetzt allein.“
Die Tür klickt zu. Der Rabbi setzt seine Lesebrille auf. Studiert die eine, in Druckschrift geschriebene Zeile.

DEM JÜDISCHEN VOLK.

Vorsichtig zieht er den Brief hervor und liest.
Großer Gott …
In seiner ungeduldigen, nach vorn geneigten Schrift bietet Adolf Hitler dem jüdischen Volk seine förmliche Entschuldigung an.
„Ich habe mich in eine Idee verrannt“, schreibt der Führer. „Mir schien, es wäre mein Lebenszweck, dem Übermenschen den Weg zu bahnen in eine bessere Welt. Jetzt, nur Stunden vor meinem Tod, erkenne ich, dass der Gedanke Wahnsinn ist.“
Fasziniert betrachtet der Rabbi die geschwungene Unterschrift.
Das eine Dokument.
Der eine Beweis, dass Hitler in seinen letzten Momenten zur Einsicht kam.
Zu einem Menschen wurde.
Der Brief würde der Welt beweisen, dass selbst Hitler Gefühle hatte. Dass er erkannte, wie fehlgeleitet seine teuflische Ideologie war.
Die Welt würde dem Führer nie ganz verzeihen. Aber ihn vielleicht verstehen.
Langsam, genüsslich, zerreißt der Rabbi den Brief.

 

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Chaos: „Ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung, und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für die (Welt-)Ordnung.“

Ich habe ihn schon mehrfach erwähnt: meinen ehemaligen Hypnose-Mentor Dr. Gary Bruno Schmid, Herrscher über die Quantenphysik, über Chaos und Ordnung. Ein Mann, der ein herrlich übergreifendes Wissen aufweist und im folgenden Artikel die erste Rubrik schreibt. Gary ist ein eingefleischter Anti-Esoteriker, und dennoch berichtet er mit seinen „Klick-Phänomenen“ von Ereignissen, die früher klar in die Eso-Kiste verbannt wurden, über Begebenheiten, die eher magisch wirken als wissenschaftlich. Doch Gary ist nicht nur Psychologe und Hypnosetherapeut, sondern auch ein Quantenphysiker, und somit weiss er, von was er spricht.

Die neblige Zone zwischen Wissenschaft und Unerklärlichem

Im folgenden Artikel befassen sich Fachleute ganz verschiedener Disziplinen mit dem Thema Chaos und Ordnung, und sie alle betreten die neblige Zone zwischen Wissenschaft und dem Unerklärlichen: ein Psychologe, ein Dirigent, ein Physiker, ein Biologe und eine Philosophin. Lassen Sie sich inspirieren!

Chaos