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Wenn ich mein Leben betrachte, so sind es eigentlich drei. Jedes hat seine Reize und seine Herausforderungen. Seine Möglichkeiten. Sowas nennt man wohl angewandte Schizophrenie mit Wohlfühl-Faktor.

Angewandte Schizophrenie

Da gibt es das Leben mit der Familie und den Freunden — ein Leben voller schöner Momente, voller Routine und Anforderungen. Der herrlich genussvoll-turbulente Alltag. Dann das Leben als Arzt und Lebensberater: auch nach zwanzig Jahren bin ich mit Herz und Seele dabei, wenn ein Mensch samt einem Sack voller Probleme zu mir findet. Die Prämisse bleibt stets die gleiche: Präsent sein und achtsam zuhören; Perspektiven anpassen, gemeinsam kreative Lösungen suchen – die es interessanterweise meistens gibt.

Im Rausch der Möglichkeiten

Und da gibt es noch das Leben des Schriftstellers. Das Leben, in dem alles möglich ist. Kann es etwas Wunderbareres geben? Auf das Risiko hin, asozial zu klingen: es ist wahrscheinlich das faszinierendste dieser drei Leben. Und je länger ich mich mit ihm beschäftige, desto weiter öffnet sich der Türspalt, desto tiefer wird der Einblick in … in was? In parallele Universen? In das Leben anderer Menschen, die ich eigentlich nicht kenne? Ist es wirklich „nur“ Phantasie – und spielt es überhaupt eine Rolle?

Echt oder fiktiv … wen juckt’s?

Die eigentlichen Fragen lauten:
Spielt es eine Rolle, ob echt oder fiktiv? – Nein.
Macht es mir Spass? – Mit Sicherheit.
Ist es gefährlich? – Vielleicht.
Lohnt es sich, die Gefahr auf mich zu nehmen? – Hunderprozentig.

Möglichkeiten sind tückisch. Manche Psychologen meinen, dass der Mensch der Moderne an den tausend Möglichkeiten des „realen“ Lebens allein zerbricht. Wende ich mich also zusätzlich den unbegrenzten Möglichkeiten der Phantasie und Fiktion zu, besteht die reelle Gefahr, mich in dieser Unendlichkeit zu verlieren. Doch wer sagt, dass ich das nicht sollte?

Alles ist Maya

In der indischen Philosophie gilt der Leitspruch „Alles ist Maya“ – was bedeutet, dass die ganze Welt, wie wir sie erleben, eine Illusion, eine Täuschung ist. Diese Maya ist das grösste Hindernis auf dem spirituellen Weg, solange wir sie nicht als Irrbild enttarnen. Die moderne Quantenphysik stösst zum Teil in eine ähnliche Richtung vor und vermutet, dass nur das existiert, was in unserer Wahrnehmung ist. Was wiederum in Frage stellt, ob es überhaupt eine reelle Welt und eine Welt der Phantasie gibt.

Neugier als Triebfeder

Wer sucht überhaupt Gründe, um etwas zu rechtfertigen? Meine geistigen Odysseen entstammen einer tief verwurzelten Neugier. Dabei ist in meinem Erleben die verschlossene Kellertüre oft spannender als die sonnige Wiese, der dunkle Wald faszinierender als der breite Wanderweg.  Yves Patak Schriftsteller www.PatakBooks.com Im Rausch der Möglichkeiten

Man sagt, die Fähigkeit, „andere Welten“ zu bereisen, könne man erlernen. Ich weiß nicht, wie weit ich kommen werde, aber ich will die Möglichkeit nutzen, mein Leben, meine Welt, unendlich viel grösser und spannender zu machen, indem ich mich auf die Reise ins Unbekannte einlasse. Was ich als Kind aus dem Effeff konnte: Der natürliche Keim der Phantasie und die „Verbundenheit mit allem“ ist heute viel schwieriger. Wir wurden zu abgekapselten Individuen sozialisiert, auf Leistung getrimmt, auf Nullachtfuffzehn dressiert.

Aber das Tor zu den anderen Welten geht niemals ganz zu. Ich glaube oft, den Schlüssel zu haben, und ich will mit ihm die Tür öffnen. Denn irgendetwas dort drüben flüstert meinen Namen.