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In der Geschichte gibt es Zufälle, bei denen sich einem die Nackenhaare sträuben. Zufälle, die Stoff für Romane wären!
Natürlich gibt es im Netz haufenweise fake news dazu, getürkte Storys — doch einige davon lassen sich zweifelsfrei überprüfen und erstaunen die Gemüter. Hier ein paar Beispiele:

Die Vorhersage des Mark Twain

1909 sagte der grosse Schriftsteller: „1835 kam ich mit dem Halley-Komet zur Welt; nächstes Jahr soll er wieder kommen, und ich erwarte, dass ich mit ihm gehen werde. Es wäre die grösste Enttäuschung meines Lebens, wenn ich diese Welt nicht mit dem Halley’schen Kometen verlassen würde.“
Mark Twain starb am 21. April 1910 an einem Herzinfarkt — einen Tag nach der grössten Annäherung des Kometen an die Erde.

Bild: Portrait von 1898 von Twain, vom italienischen Maler Ignace Spiridon

Die getrennten Zwillinge

Ein Paar von männlichen Zwillingen wurde in Ohio (USA) bei der Geburt getrennt, und beide wuchsen auf, ohne etwas vom jeweiligen Zwillingsbruder zu ahnen. Im Alter von 39 Jahren begegneten und erkannten sie sich zufällig. Rückblickend finden sich erstaunliche Ähnlichkeiten in ihren Lebensläufen, und ich persönlich ziehe vor der Genetik (oder dem Schicksal?) meinen Hut:
Beide wurde nach ihrer Adoption James genannt.
Beide wurden Polizisten.
Beide heirateten Frauen namens Linda.
Beide hatten einen Sohn, die Söhne hiessen James Allan und James Alan.
Beide hatten einen Hund namens Toy.
Beide Männer liessen sich scheiden, und beide heirateten erneut, beide fanden eine neue Ehefrau namens Betty.

Image : James E. Lewis, from left, Lucille Cheney (mother of Lewis) and James A. Springer pose for a photo in 1979 after they were reunited after 39 years of separation. They held an open house to introduce the families.

Die Zeitmaschine des Edgar Allan Poe

Zumindest munkeln gewisse Leute, dass Poe über eine solche verfügt haben muss — wie sonst hätte er ein Ereignis beinahe ein halbes Jahrhundert im Voraus vorhersehen können?
In seinem 1838 veröffentlichten Roman „Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym“ beschreibt der Schriftsteller, wie vier Matrosen, die den Untergang ihres Schiffs überleben, sich gezwungen sehen, einen bedauernswerten Schiffsjungen zu verzehren, um nicht zu verhungern. Dieser Schiffsjunge hiess Richard Parker.

Foto: Library of America

Obwohl Poe behauptete, die Geschichte basiere auf wahren Begebenheiten, ist das nicht wahr. Doch 1884, sechsundvierzig Jahre später, versank wirklich ein Schiff namens The Mignonette auf der Überfahrt von England nach Australien, und die überlebende Crew sah sich gezwungen, einen Schiffsjungen zu essen. Der Schiffsjunge hiess — wer hätte es geahnt? — Richard Parker …

Miss Unsinkbar

Je nach Blickwinkel war Miss Violet Jessup entweder ein wahrer Glückspilz — oder ein echt schlechtes Omen. Die Stewardess und Krankenschwester war an Bord der HMS Oympic, als diese mit der HMS Hawke kollidierte.
Später war sie auf der HMHS Britannic als diese sank, nachdem sie auf eine Seemine traf.
Und sie reiste mit der RMS Titanic, dem „unsinkbaren Schiff“, als dieses mit dem Eisberg zusammenprallte und unterging. Kein Wunder wurde die Frau später als „Miss Unsinkbar“ bekannt …

Bild : Show Notes: Violet Jessop

Adolf Hitler und Napoleon Bonaparte

Adolf Hitler wurde 129 Jahre nach Napoleon geboren. Hitlers Aufstieg zur Macht fand 129 nach demjenigen Napoleons statt. Er fiel 129 nach Napoleon über Russland her, und er wurde 129 Jahre nach Napoleon geschlagen.

Bild : All That Interesting

Titanic

Vierzehn Jahre vor dem Untergang der Titanic beschrieb der Schriftsteller Morgan Robertson 1898 in seinem Roman „Futility“ ein Schiff namens Titan — ein Schiff, das (wie die Titanic) als unsinkbar bezeichnet wurde. Beide Schiffe hatten zu wenig Rettungsboote, und beide kollidierten im Nord-Atlantik mit einem Eisberg.

Image: The writer who described the sinking of the Titanic.

Wie bereits erwähnt, tummle ich mich seit ein paar Wochen auf der Plattform SWEEK herum, wo LeserInnen und AutorInnen sich begegnen.
Auf jener Plattform gibt es immer wieder auch Wettbewerbe, und eine der Kategorien ist die Mikro-Story: man erhält ein Schlüsselwort, zu dem man eine superkurze Geschichte von maximal 250 Wörtern schreiben soll.

250 Wörter sind wenig. Sehr, sehr wenig.

Nicht umsonst sagte Winston Churchill, einer der größten Rhetoriker des 20. Jahrhunderts:

“I’m going to make a long speech because I’ve not had the time to prepare a short one.”

(„Ich werde eine lange Rede halten, weil ich die Zeit nicht hatte, eine kurze vorzubereiten.“)

In diesem Monat ist das Sweek#Mikro-Schlüsselwort BRIEF. Lesen Sie hier, was für ein weltveränderndes Potential ein Brief haben kann …

 

DER BRIEF

Yves Patak

Sweek#MikroBrief

Ein Klopfen an der Tür. Rabbi Mordecai schaut von der Tora auf und sieht Isaac hereinkommen.
„Isaac!“ Der Rabbi studiert das gerötete Gesicht des jungen Gabbai. „Hast du —“
„Wir haben ihn, Rabbi!“
Mit glühenden Augen überreicht ihm Isaac einen Brief. Schweigend dreht der Rabbi den aufgeschlitzten Umschlag hin und her, studiert das Siegel.
„Und hier habt die Authentizität überprüft?“
Isaac nickt. „Professor Shafirov und zwei Graphologen haben ihn überprüft. Er ist echt.“
„Haben die drei — “
„ — die Geheimhaltungsverpflichtung unterschrieben? Natürlich.“
„Gut, Isaac. Lass mich jetzt allein.“
Die Tür klickt zu. Der Rabbi setzt seine Lesebrille auf. Studiert die eine, in Druckschrift geschriebene Zeile.

DEM JÜDISCHEN VOLK.

Vorsichtig zieht er den Brief hervor und liest.
Großer Gott …
In seiner ungeduldigen, nach vorn geneigten Schrift bietet Adolf Hitler dem jüdischen Volk seine förmliche Entschuldigung an.
„Ich habe mich in eine Idee verrannt“, schreibt der Führer. „Mir schien, es wäre mein Lebenszweck, dem Übermenschen den Weg zu bahnen in eine bessere Welt. Jetzt, nur Stunden vor meinem Tod, erkenne ich, dass der Gedanke Wahnsinn ist.“
Fasziniert betrachtet der Rabbi die geschwungene Unterschrift.
Das eine Dokument.
Der eine Beweis, dass Hitler in seinen letzten Momenten zur Einsicht kam.
Zu einem Menschen wurde.
Der Brief würde der Welt beweisen, dass selbst Hitler Gefühle hatte. Dass er erkannte, wie fehlgeleitet seine teuflische Ideologie war.
Die Welt würde dem Führer nie ganz verzeihen. Aber ihn vielleicht verstehen.
Langsam, genüsslich, zerreißt der Rabbi den Brief.

 

www.PatakBooks.com

 

Bücher sind alles andere als reiner Zeitvertreib und Futter fürs Gehirn, denn Bücher stecken voller Worte, und Worte sind mächtig – mächtiger als den meisten bewusst ist. Bei Fachbüchern sind sich die Leser über die Macht der Worte einig, dass sie etwas in uns bewirken, uns weiterbringen, während sich bei Fiktion die Gemüter scheiden. Zu Unrecht. Denn die Sprache ist etwas vom Einflussreichsten, was unserer Evolutionsküche entsprungen ist, und sie bewirkt Unglaubliches, wenn man sie einzusetzen weiss – ganz egal, wo.

Im Anfang war das Wort

Nicht ganz zufällig gebührt dem Wort in der Bibel ein Ehrenplatz, heisst es doch im Johannesevangelium:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (…) In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht begriffen.

„Das Licht scheint in der Finsternis.“ … Hmm!

Ich gebe zu, als eingefleischter Agnostiker habe ich mich noch nie so wirklich dem Bibelstudium hingegeben, aber dieser Satz lässt es in mir als Thrillerautor kribbeln.

„Das Licht scheint in der Finsternis.“

Wasser auf meine Mühlen, vertrete ich doch die Meinung, dass auch das Düstere, das Gruselige, uns irgendwie weiterbringen kann. Dass der Thriller, der Krimi, die Gothic Fiction, ein (einigermassen) sicherer Weg ist, unseren eigenen Ängsten zu begegnen – und sie durch Konfrontationstherapie aufzulösen.

Die Macht der Worte

Worte können magisch wirken – ob gesprochen oder gelesen. Sie können kreieren oder zerstören, können liebevoll gesprochen werden wie von einer Mutter, die ihrem Kind ein Märchen vorliest, oder mit der vernichtenden Gewalt eines Adolf Hitler. Worte sind unsere Begleiter und Führer, wenn wir uns auf die Reise nach innen begeben. Der Lichtkegel in der Dunkelheit.

Bücher als Heilmittel

Wussten Sie, dass es in der Psychotherapie den Begriff der Bibliotherapie gibt? Oh ja: Bücher werden gezielt als Heilmittel eingesetzt, als Katalysator, der beeindruckende Seelenprozesse in Gang setzen kann.
Doch es wird noch überraschender: Offenbar helfen düstere Geschichten – also Krimis, Thriller, Gruselgeschichten – sogar bei Depressionen, obwohl man ja eher das Gegenteil vermuten würde. Wie es dazu kommt, lesen Sie im folgenden Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen: Heilende Worte.