Wussten Sie, dass Introversion größtenteils genetisch veranlagt ist? Oder dass in den USA der extrovertierte Typ lange als normal angesehen wurde, während der introvertierte Mensch als auffälliger Sonderling stigmatisiert wurde?
Und wussten Sie auch, dass man Introvertiertheit mit einem einfachen Test überprüfen kann?
Mit Wattestäbchen und Zitrone
So funktioniert es:
- Man nehme einen Pipettenfüller, ein Wattestäbchen, einen Faden und konzentrierten Zitronensaft.
- Binden Sie den Faden um die Mitte des Wattestäbchens und lassen Sie dieses horizontal schweben.
- Schlucken Sie mehrmals, um den Mund möglichst frei von Speichel zu bekommen. Legen Sie das eine Ende des Wattestäbchens für 20 Sekunden auf die Zunge.
- Nun träufeln Sie fünf Tropfen Zitronensaft auf die Zunge und legen dann das andere Ende des Wattestäbchens für 20 Sekunden auf die Zunge.
Resultat: Bei Extrovertierten bleibt das Wattestäbchen horizontal. Bei Introvertierten kippt das Stäbchen auf die (zweite) „Zitronenseite“, weil durch die Stimulation durch den Zitronensaft der Speichel massiv angeregt wurde. Faszinierend, oder?
Zwanghaftes Werten
Das Thema Introversion/Extroversion ist stellvertretend für ein wichtiges Über-Thema: unser notorisches Werten. Unser fast zwanghaftes Bedürfnis, alles in gut und schlecht zu unterteilen, in richtig und falsch.
Eigentlich wüssten wir es besser. Eigentlich haben uns tausende von Jahren, die wir mit dem Retrospektoskop betrachtet und zu allen Themen analysiert haben, längst gelehrt, dass wir alle irgendwie verschieden sind. Was dem Homo Judicans (= dem wertenden Menschen) offenbar gar nicht gefällt. Warum wohl werden wir schon in der Schule in Einheitsmuster gezwungen? Warum lernen alle das Gleiche, statt dass wir uns gemäß unseren Neigungen individuell entwickeln dürfen?
Alle wollen wir gleich sein – und gleichzeitig anders.
Wenn die anderen aber anders sind, ist das gar nicht gut, dann muss man sie ausgrenzen oder ins eigene Muster zwingen (siehe auch missionierende Religionen, Kolonialismus, etc).
George Orwells Klassiker Farm der Tiere (Animal Farm) aus dem Jahr 1945 ist diesbezüglich ein wunderbar gepfefferter Augenöffner: Die Schweine, die während der Revolution gegen die Menschen als Rädelsführer fungieren, schreiben in fetten Buchstaben an die Scheunenwand:
ALLE TIERE SIND GLEICH.
Zumindest steht der Satz anfangs so da. Doch bald schon bekommt das Motto der „kommunistisch“ angehauchten Tiere von den Schweinen eine Ergänzung aufgestempelt:
ALLE TIERE SIND GLEICH — ABER MANCHE SIND GLEICHER.
Introvertiert oder extrovertiert. Passiv oder aggressiv. Nachdenklich oder impulsiv. Spritzig oder melancholisch. Ja, wir sind verschieden. Versuchen wir vielleicht krampfhaft, Wasser und Öl zu einer ungeniessbaren Brühe zu vermischen?
Jedenfalls ist die Forschung zur Introvertiertheit für viele Betroffene eine große Erleichterung, sehen sich diese doch endlich mal ‚abgeholt und verstanden‘ statt kritisiert und maßgeregelt.
Den beiliegenden Artikel gibt’s leider nur in Englisch, aber zur Not können Sie ja den Google Translator bemühen… 🙂
Hier zum Original-Artikel von further.net: