Nervenkitzel! In der Verkaufsstatistik von Büchern liegt der Thriller meist weit vorne an der Spitze. Ein Genre, bei dem es in der Regel um schreckliche Dinge geht. Um gefährliche Dinge. Mord, Totschlag, Betrug, Intrigen, Verschwörungen. Alles, was unseren Puls und Blutdruck in die Höhe treibt,  Adrenalin in unsere Gefäße jagt und uns dazu bringt, abends nochmals zu prüfen, ob das Türschloss verriegelt ist, niemand unter unserem Bett liegt und keine seltsamen Geräusche aus dem Keller kommen. So wie man dem Vampir die Tür öffnen muss, laden wir den Nervenkitzel in unser Leben ein.

Nervenkitzel: warum zum Teufel suchen wir das Grauen?

Mit Sicherheit wissen können wir es nicht. Meine persönliche Theorie führt uns in die Vergangenheit: in unsere Entwicklungsgeschichte, zur Evolution des Menschen.

Bis vor Kurzem – also bis vor etwa 500.000 Jahren – gab es für uns Menschen nur einen Job: Überleben. (Wusstest du übrigens, dass wir Menschen zur Untergattung der Trockennasenprimaten und zur Familie der Menschaffen gehören?). Um zu überleben, mussten wir lernen, Gefahren zu erkennen, und zwar schnell. Dinge wie Liebe, romantische Sonnenuntergänge und hübsche Blumen waren fürs Überleben nicht wichtig, weshalb sich unser Gehirn unermüdlich auf potentielle Gefahren konzentrierte.

Säbelzahntiger versus Sonnenuntergang

Szenenwechsel: Eine Gruppe von Höhlenmenschen sitzt ums Lagerfeuer, kaut an Mammutknochen herum oder glotzt stumpf vor sich hin. Plötzlich rennt Ntuc herbei und ruft „Hey, wunderschöner Sonnenuntergang, alle mal raus!“ Die Höhlenbewohner gaffen ihn verständnislos an. Was zum Geier sollte an einem Sonnenuntergang so prickelnd sein, dass man dafür die warme Höhle verlässt?

Doch ein paar Tage später stolpert Ntuc nochmals in die Höhe und brüllt: „Säbelzahntiger!“ Zehn Sekunden später sind alle Höhlenmenschen auf den Bäumen.

Gefahr: Die Mutter aller Reize

Es ist offensichtlich: Das Gefährliche weckt unsere Aufmerksamkeit. Denn während der Sonnenuntergang oder eine hübsche Alpenrose kaum je über Leben und Tod entscheidet, geht uns der Säbelzahntiger an die Eingeweide. Unser Hirn lernte über die Jahrtausende, die Gefahr – neben der Fortpflanzung – als wichtigsten Stimulus einzustufen.Yves Patak Schriftsteller www.PatakBooks.com Smoke Demon Nervenkitzel

Nun hat sich der Mensch und sein Umfeld seit der Höhle dramatisch verändert. Die meisten der früheren Gefahren gibt’s fast gar nicht mehr oder nur in stark verdünnter Version. Säbelzahntiger und Höhlenbären sind ausgestorben, gegen Bakterien gibt’s Antibiotika, gegen Frostbeulen Minergie-Häuser mit Bodenheizung.  Doch nun geschieht das Paradoxe: statt unsere neu gefundene Sicherheit so richtig zu genießen, suchen wir die Gefahr – oder mit dem Nervenkitzel eine Prise davon. Wir lesen Krimis. Ziehen uns Action-Flicks und Horrorfilme rein. Machen Bungee-Jumping, gehen Segelfliegen, frönen dem ungeschützten One-Night-Stand oder fahren Motorrad, möglichst ohne Helm.

Fast scheint es, als hätte sich unser Gehirn als Gefahrendetektor so weit spezialisiert, dass es ohne den Thrill der Gefahr nicht mehr auskommt, förmlich danach lechzt. Ich jedenfalls bekomme einen mächtigen Kick von der fiktiven Gefahr – als Schreibender, als Leser wie auch als Film-Konsument. Und ja, ich glaube immer noch daran, dass neben der etwas perversen Suche (oder Sucht?) nach der Gefahr auch ein therapeutischer Teil dahintersteckt: Wer den Nervenkitzel sucht, konfrontiert seine Ängste. Ob er sie dabei nur anfeuert oder wirklich verdaut, darüber streiten sich die Gemüter.

Lasst uns also abstimmen: Wer glaubt, dass der Thrill das Salz in der Suppe des Lebens ist, der poste einen Kommentar. Und jeder, der anders denkt, natürlich auch … auf eigene Gefahr!

 

Kürzlich schrieb mir mein Automechaniker, ein Süditaliener, dass mein Auto repariert und zum Abholen bereit sei. Die dreizeilige Email belegte, dass er sich mit dem Schreiben etwa so vertraut fühlte wie ich mit Automechanik. Jedem das Seine. Nur, dass er häufiger mit dem Schreiben konfrontiert sein wird als ich mit kaputten Zündkerzen oder einem Kolbenklemmer. Und hier liegt sein Problem. Denn obwohl er als Süditaliener ein guter Katholik ist, kennt er die 30 Gebote der guten Schreibe nicht. Eine Sünde, die er in der Kirche der Aufstrebenden Schreibbegeisterten beichten müsste.

Fast jeder schreibt.

Die einen selten, die anderen pausenlos. Seit der Social Media-Welle schreiben sogar die Jungen vermehrt, wenn auch in zunehmend kryptischer Emoji-und-Bildersprache. Selfies und Duck-Faces sagen eben mehr als Worte, glauben sie. Doch für jeden, der sich ein klein wenig vom Neandertaler-Wandmalerei-Niveau abheben will, ist das folgende ABC des Schreibens ein Eldorado an genialen Tipps. Die Basics, wie man das geschriebene Wort zu etwas ebenso Nützlichem wie Starkem macht, zu etwas ebenso Erfrischendem wie Genüsslichen. Egal, ob du nun einen Roman schreiben willst, eine Email, eine Postkarte, ein Kondolenzschreiben oder eine Lösegeldforderung.Yves Patak Schriftsteller www.patakbooks.com 30 Gebote

Die 30 Gebote

Die Bibel hat zehn Gebote. Die Schriftstellerei 30. Anbei eine Zusammenstellung von „Schreibsuchti„, die 30 Gebote der guten Schreibe, aus der Feder des Grossmeisters Stephen King:

 

 

 

Ein Roman hat hohe Erwartungen zu erfüllen. Zwei der wichtigsten: Einen perfekten Anfang. Ein perfektes Ende.

Hast du schon einmal die ersten und letzten Sätze deiner Lieblingsbücher genau studiert? Wahrscheinlich nicht. Würde dir auffallen, dass der erste und letzte Satz wahrscheinlich eine Granate ist? Wahrscheinlich schon.

Der erste und der letzte Satz müssen eine Granate sein.

Ausnahmen ausgenommen können die meisten Bestseller mit einem zündenden Alpha und Omega auftrumpfen. Beispiel gefällig? Nun, ein brillanter Auftakt zu einer ultraspannenden Fantasy-Saga ist dem Grossmeister Stephen King in ‚Der Dunkle Turm‘ gelungen:

„The man in black fled across the desert and the gunslinger followed.“

Wham-bam!
Game, Satz und Match King. Auf Deutsch leider etwas lahmer („Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm.“ Doch egal, in welcher Sprache – man sieht ein Bild. Man fühlt eine Stimmung. Man will mehr wissen.
www.PatakBooks.com Yves Patak Schriftsteller Initialfunke Perfekter AnfangEinem solchen Initialfunken kann man nichts beifügen. Und den Funken braucht es. Die Aufmerksamkeitsspanne unseres Gegenübers ist kurz. Sehr, sehr kurz. Ein Buch-Cover hat genau drei Sekunden Zeit, einen potentiellen Leser dazu zu verleiten, das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen (oder anzuklicken). Ein erster Satz muss ins Schwarze treffen, sonst ist die Leserin weg. Sogar bei ersten Blind Date entscheidet der erste Moment, der erste Eindruck über unser Schicksal. (Beunruhigend, nicht wahr? Von wegen Druck und Erwartungshaltung … don’t we love it).
Übrigens würde ich die ‚Dark Tower‘-Serie jederzeit auch ein drittes Mal mit Wonne und Gänsehaut lesen oder als Hörbuch hören … worauf wartest du noch?

Der Self-Publishing-Day 2017 in ein paar Worten? Geht nicht, zu viele Eindrücke, zu viele Möglichkeiten. Fazit des Tages: äusserst stimulierend! Herzlichen Dank meinem Coach & Lektor Thomas Hoffmann für den heissen Tipp.

Self-Publishing: Community rules!

Ein paar Quintessenzen:

Sympathisch: Community rules! Schriftsteller und LeserInnen kommen sich näher, wollen sich gegenseitig kennen, ein Hauptmerkmal der SP-Welt.

Erschreckend: in Deutschland können trotz Self-Publishing-Boom momentan nur 250 (!) Autoren vom selbstverlegten Schreiben leben. Jesum peace maan, wie die Jamaikaner sagen würden … doch es gilt der Kernsatz: Never give up!

Nützlich: Selfpublisher können sich den teuren Schriftsetzer eventuell dank der Vellum-Software ersparen. Mit Vellum könne man im Nullkommanix wunderbar professionelle eBooks erstellen.

Der Newsletter bleibt ein Grundpfeiler des Self-Publishings

Wichtig: der Newsletter (der natürlich keinesfalls so heissen darf) ist weiterhin einer der robustesten Grundpfeiler des SP-Marketings. Also bitte unbedingt dort genug Zeit und Kreativität einsetzen, um die LeserInnen in den eigenen Verteiler zu motivieren. In den NL gehört übrigens möglichst keine Eigenwerbung, viel mehr sollte er den LeserInnen ein Mehrwert sein. What else.

Erfreulich: Autoren arbeiten immer mehr und erfolgreicher zusammen statt gegeneinander. Neid ist out, Kooperation ist in. Bravo, Männer und Frauen der glühenden Feder!

Knifflig: Gratis eBook-Aktionen können nützlich sein, sollten aber gemäss einem cleveren Algorithmus ermessen werden, sonst kann der Schuss nach hinten losgehen. Falls man solche Gratisaktionen durchführt, sollten diese genau so ernst genommen werden wie eine Buchveröffentlichung, samt Ankündigung, Werbung etc. Richtig angewendet kann ein solcher Anreiz auch die NL-Liste massgeblich wachsen lassen.

Modern: Gewisse Plattformen gehören ganz der jungen (und junggebliebenen) Schreibergilde, die immer häufiger ihre Romane gleich auf dem Handy schreibt. Echt! Da kann ich Fossil samt meiner Alterssichtigkeit gleich einpacken, o tempora o mores … Beispiel: StoryWunder.com (noch in der Beta-Phase, aber man kann sich schon eintragen), oder Wattpad.

Lesungen: Für die meisten Musensöhne und -töchter ist es ganz schön schwierig, Lesungen zu organisieren, denn die Organisatoren möchten natürlich möglichst nur Promis ans Mikrophon lassen. Der Geheimtipp, der immer vom Radar fällt: Büchereien und Bibliotheken sind zunehmend im Trend, wenn es um Lesungen geht. Einfach mal anfragen!

Gedruckte Bücher als Geschenk beliebter als eBooks

Share: das Ausleihen von eBooks ist ein wichtiges Marketing-Tool, z.B. via Onleihe.
Community: die grösste deutschsprachige Plattform, auf der sich Leser, Autoren und Verlage begegnen, ist Lovelybooks. Sympathisch, thematisch stimmig und empfehlenswert. Leserunden und Bücherverlosungen sind immer populär, Printbücher als Preis deutlich beliebter als eBooks. Das haptische Element lebt fort!

Etikette: Buchblogger sind weiterhin unverzichtbare Multiplikatoren, wollen aber mit Respekt behandelt werden. Also bitte mit dem korrekten Namen ansprechen, nur mit dem passenden Genre, und auch bei Absagen höflich bleiben!

Stimme: Der Workshop bei Radio-Dame Brigitte Mayer war toll, denn auch Selbstvertontes kann ein klasse Marketing-Tool sein. Man übe die eigene Stimme und vertone damit eigene Podcasts, Lesungen, Bücher. Und professionelles Sprechen ist ein absolutes Muss, wenn man einen Job wählt, der mit Publikum zu tun hat. Ich jedenfalls bin am 9.9. 2017 bei Brigitte am Tagesworkshop in München dabei. Übrigens, wenn man „in die Füsse spricht“ ist man ganz bei sich! 🙂

Essentielle Hingucker: Cover und KurztextYves Patak Schriftsteller www.PatakBooks.com Bücherei Bibliothek Lesung Self-Publisher-Day 2017

In der Kürze liegt die Würze: Kurztexte, z.B. für den Buchklappentext (U4-Text, Blurb) wollen gelernt sein. Lieber einfach als kompliziert, Adjektive und Adverbien sind selten deine Freunde, bremsende Wörter eliminieren, ein Cliffhanger-Ende zeigt Souveränität. Die Zielgruppe sollte man nicht nur beim Romanschreiben, sondern auch beim Kurztext glasklar vor Augen behalten.

Design: das Cover sollte man in der Regel den Profis überlassen. Selbstgebasteltes kann ein gutes Buch auf den Komposthaufen katapultieren. Farbenlehre ist spannend, ebenso das Wissen rund um Schriftwahl, Typographie und andere Details. Eine gute und günstige Anlaufstelle ist 99designs.com, wo ich mit der Designerin Meella ausgezeichnete Erfahrungen machte: inzwischen hat sie alle meine Covers neu gestaltet (zu sehen auf www.PatakBooks.com)

Last not least: der nächste Selfpublisher Day findet am 26. Mai in 2018 in Düsseldorf statt: See you there! 🙂

PS: Schon gewusst, dass es bereits Witze über Self-Publishing-Autoren gibt?

Kommt eine Indieautorin zum Arzt, und der sagt zu ihr: „Sie haben nur noch 4 Monate zu leben !“

Die SP-Autorin: „Von was …? „