Feuer!

Manchmal ist es ganz schön gruselig, wenn man einem Psychopathen begegnet. Vor allem, wenn es der „eigene Psychopath“ ist – der, der im eigenen Kopfkino Feuer legt. Michael „Die Flamme“ Coppola ist ein Ungeheuer mit einem traumatischen Hintergrund. Ein Monster, das in der vulkanischen Macht des Feuers ein Ventil gefunden hat. Doch Mike ist nicht ein gewöhnlicher Pyromane, der es liebt, Feuer zu entfachen, sondern ein soziopathischer Sadist, eine ebenso charismatische wie beängstigende Figur – eine Figur, die mir kürzlich zugeflüstert hat, dass mein Thriller „Der Screener“ – entgegen meinem ursprünglichen Plan – nach einer Fortsetzung verlangt. Charmant und unmissverständlich droht mir Mike, dass er mit dem Feuer, mit mir und der Leserschaft noch lange nicht fertig ist.

Ich höre seine Worte und behalte eine Poker-Miene, während Gänsehaut über meinem Rücken prickelt. Kann man einem Psychopathen nein sagen?

„Feuer …!“

Die Frage ist rhetorisch. Und so nicke ich, wohl wissend, dass man Coppola nicht widerspricht. Aber vielleicht kann ich mit ihm verhandeln. Vorsichtig. Diplomatisch. Denn man weiß nie, wie seine Launen sind. Ob er gerade cool ist … oder kurz vor dem Durchbrennen.

Es ist mein Risiko als Schriftsteller, in der Fiktion Gott zu spielen, in den Prozess der Schöpfung einzugreifen, der sich jederzeit gegen mich, den Schöpfer wenden kann. Romanfiguren erwachen zum Leben (siehe auch Stark, the Dark Half, von Stephen King), entwickeln eine Eigendynamik, einen eigenen Charakter und Willen – und nicht immer entspricht dieser Wille dem des Schriftstellers.

Michael Coppola war für mich zunächst nur der Teufel, der überall Feuer legt und meinem Helden das Leben schwer macht. Doch manches hat sich verändert. So wie es aussieht, wird „Der Screener“ nach einer totalen Revision eine Fortsetzung finden, die vor meinem geistigen Auge bereits zum Leben erwacht.

Das war nicht geplant, aber ich kann nicht leugnen, dass in mir ein blutroter Funke von Vorfreude glüht. Ich habe verstanden, warum das Ende des ursprünglichen „Screener“ mich mit Frustration erfüllte. Die Lösung ist so einfach: Es darf noch kein Ende geben. Denn der Thrill hat eben erst begonnen. Und bin gespannt, was Michael „Die Flamme“ Coppola noch mit uns allen vorhat …

Der Patak Blog ist eine Du-Zone. Na und? magst du fragen. Viele Blogs sind Du-Zonen. Warum dies erwähnenswert ist? Weil das Du offenbar nicht überall der Idealfall ist.

In meiner Praxis als psychologischer Berater und Hypnosetherapeut hat es sich oft ergeben, dass ich mit meinen PatientInnen das Heu auf der gleichen Bühne hatte, so dass ein spontanes Du-Setting entstand, auf das ich gern einging. Du. So persönlich, vertraulich, freundschaftlich. Wer hätte gedacht, dass es im therapeutischen Setting ein mieser Verräter sein kann.

Das Du kann ein mieser Verräter sein.

Denn bei vielen dieser therapeutischen Du-Gemeinschaften entstand eine seltsame Alchemie. Das vertrauliche Du förderte das gute Gefühl, die Sympathie, während es die Objektivität, die therapeutische Distanz untergrub. „Therapeutische Distanz“ … was für ein hässlicher Begriff. Wer will zu einem Menschen, dem man helfen will, Distanz aufbauen? Wohl keiner. Aber die Professionalität lehrt es uns, sonst tut es die Erfahrung. Ich erkannte, dass ich mit einigen meiner Du-KlientInnen ins Land der Plaudereien abdriftete. Das therapeutische Ziel verschwand im Nebel, das ärztliche Setting gelangte in Schieflage. Manchmal konnte ich das Schiff wieder auf Kurs bringen, manchmal kenterte es.

Du-Zone: Rücken an Rücken kämpfen

Der Patak Blog ist anders. Hier wollen wir gemeinsam, auf vertraulicher Ebene, die Welten der Phantasie erforschen. Die Möglichkeiten der Schriftstellerei. Das atemberaubende Gefühl, etwas zu kreieren. Und wenn wir gemeinsam auf die Reise gehen, mag es vorkommen, dass wir zwischendurch Rücken an Rücken kämpfen müssen – und dafür braucht es keine therapeutische Distanz, sondern Nähe und Vertrauen.

Nicht, dass die Welten des Wörter und Buchstaben keinen therapeutischen Effekt haben. Es gibt sogar den Begriff der Bibliotherapie, wo es unter anderem um die „Heilkraft der Sprache“ geht. Aber in diesem Blog geht es um andere Ziele. Um den Sprung in jene Dimensionen, wo das Mögliche und das Unmögliche miteinander verschmelzen. Wo wir uns und unsere Umgebung bei jedem Schritt neu interpretieren oder erfinden müssen. Das Du bietet uns die Nähe und das Vertrauen von Waffenbrüdern.

Da wären wir also. Du und ich. Unsere erste Begegnung. Etwas wartet auf uns. Obwohl der Cyberspace unendlich gross ist, sind wir hier zusammengekommen. Fremde, die zufällig in die gleiche Richtung reisen. Vielleicht werden wir Freunde. Vielleicht sind wir auch Opfer und Täter.

Gibt es eine Rollenverteilung?

Es spielt keine Rolle.

Etwas wartet.

Schau dich um. Um uns herum ist es dunkel, aber hier, zwischen uns, brennt eine einzelne Kerze. Sie ist schon ziemlich weit heruntergebrannt, und sie flackert, lässt uns wissen, dass um uns herum, in der Dunkelheit, keine Mauern sind, sondern der Hauch des Ewigen, der Unendlichkeit.

Schon bald werden wir diesen Ort verlassen. Denn da draussen warten Welten. Dimensionen. Realitäten.

Hörst du es? Jene Welten flüstern uns zu, wollen uns ihre Geschichte erzählen. Einige Geschichten sind lustig. Bewegend. Inspirierend. Andere wiederum sind düster. Herzzerbrechend. Gefährlich. Tödlich.

Lass uns aufbrechen. Es ist Zeit.
Da draussen wartet etwas …